Seit Jahren nehme ich mir vor zu fasten. Und seit Jahren habe ich es nicht getan. Dieses Jahr werde ich es tun (wirklich!). Hier möchte ich einen kleinen Guide schreiben für alle, denen es wie mir geht und die es diesmal auch (wirklich!) tun wollen. Oder für die, die noch nie darüber nachgedacht haben, zu fasten, es sich aber vielleicht doch mal überlegen möchten.


Was bedeutet Fasten? In meinem Fall: Etwas, auf das es mir sehr schwer fällt, zu verzichten, wegzulassen. 40 Tage lang. Die christliche Fastenzeit beginnt dieses Jahr am 1. März und endet am 15. April. Das ist von Aschermittwoch bis Ostern. Anders als zum Beispiel das Fasten im Islam, das den gesamten islamischen Monat Ramadan, also 30 Tage umfasst und in dessen Zeit man tagsüber komplett auf Essen und Trinken, Geschlechtsverkehr und andere Genüsse verzichtet, diese aber nach Sonnenuntergang wieder erlaubt sind, bedeutet das Fasten im Christentum also, dass man bestimmte Sachen 40 Tage lang überhaupt nicht genießt, während alles andere Tag und Nacht bleibt, wie es ist.

 

Die Fastenzeit ist eine ideale Gelegenheit, eine lange verschobene Diät oder die letzten Neujahrsvorsätze (oder die von vor 10 Jahren) endlich einzulösen. Es gibt aber eine Menge Gründe, warum man fastet: Viele tun das aus religiösen Gründen, Viele stattdessen – oder zusätzlich – um ihr eigenes Bewusstsein zu schärfen: für ihre Ernährung oder ihr Konsumverhalten, oder, um der Umwelt etwas Gutes zu tun. Andere versuchen, lästige Angewohnheiten oder Tätigkeiten, denen sie zu oft nachgehen und die ihnen dabei viel kostbare Freizeit rauben, loszuwerden oder einzuschränken.

 

Ich persönlich bin tatsächlich Christin, möchte aber vor allem mein eigenens Konsumverhalten besser beobachten und ändern und ausprobieren, wie ich ökologischer und fairer einkaufen kann. Warum ich nicht schon längst mal gefastet habe? Mein innerer Schweinehund hatte immer eine sehr gute Ausrede: Ich bin sowieso seit 6 Jahren Vegetarier. Ich faste ja also theoretisch immer Fisch und Fleisch, und das sehr konsequent. Deswegen habe ich nie meinen Allerwertesten hoch gekriegt und mir einen Fastenplan überlegt…

 

Was soll ich denn fasten?

Traditionelle Dinge, die man “weglassen” kann, sind natürlich Fleisch und/oder Fisch; Eier, Alkohol und Zigaretten. Manche nehmen sich nur für die Fastenzeit vor, ganz auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten. Aber auch andere Lebensmittel, die man sonst gerne isst, sind hoch im Rennen: Schokolode oder andere Süßigkeiten, Chips, Fastfood oder allgemein sehr fettiges Essen. Man kann die Fastenzeit als guten Grund nutzen, um eine Diät zu beginnen.

 

Doch das Fasten muss sich nicht auf Lebensmittel beschränken oder überhaupt die Ernährung betreffen: Man kann auch auf den Fernseher oder Social Media verzichten. Da es für viele Menschen (mich eingeschlossen) fast schon unvorstellbar ist, 40 Tage lang komplett auf Facebook zu verzichten, kann man sich einschränken, indem man sich vor Beginn der Fastenzeit konkrete Zeitlimits setzt. Man kann beim Einkauf auf Dinge verzichten, um die Umwelt zu schonen: Man kann zum Beispiel nichts online bestellen oder das Auto mal in der Garage stehen lassen und die Öffis oder – auch für den eigenen Körper noch viel gesünder – das Fahrrad nehmen. Gesünder für einen selbst und das Wohl der Mitmenschen ist es auch, Streit oder Beleidigungen und Schimpfwörter zu fasten. Auf diese zu achten und zu versuchen, sie komplett zu vermeiden, führt einem erst den eigenen Umgangston vor Augen.

 

Und woher soll die Motivation kommen, das durchzuhalten?

Neben all den Gründen, die ich schon aufgezählt habe (Vorteile für die eigene Gesundheit oder Freizeit, die Umwelt oder die Mitmenschen) können einige Varianten des Fastens auch den Geldbeutel schonen. Trotzdem fällt es selbstverständlich schwer, gerade auf die Dinge, die man besonders gern hat oder die einfach bequemer sind, zu verzichten. Am besten sucht man sich also Mit-Faster. Dann kann man sich gegenseitig motivieren, über die Schwierigkeiten austauschen und solange der andere durchhält, hat der innere Schweinehund kaum Ausreden, die guten Vorsätze aufzugeben.

 

Und was ich jetzt faste? Ich will – die Idee ist von einer Bekannten geklaut, die das vor ein paar Jahren mal gemacht hat – nur fair gehandelte Schokolade essen, beziehungsweise gilt das für jede Form von Kakao. Da ich eine ganz ganz große Schwäche für Schokolade habe, wird das glaube ich echt schwierig: Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf, wie kompliziert das wird. Was ist mit einer schönen heißen Schokolade im Café, den Pralinen von Opa und meinen Schokostreuseln im Jogurt? Wo ich keinen “fairen” Ersatz finde, werde ich dann wohl meiner Waage Lasten abnehmen…

 

Faire Produkte sind natürlich tatsächlich oft auch noch teuer. Deshalb will ich mit einer weiteren Sache meinem Geldbeutel etwas Gutes tun: ich kaufe mir in den 40 Tagen Fastenzeit keine neuen Klamotten (und danach schaue ich möglichst mal öfter im Second-Hand-Laden oder auf Flohmärkten vorbei… habe ich mir vorgenommen). Vielleicht bekomme ich es auch hin, die ganze Zeit nichts online zu bestellen. Zur mentalen Unterstützung fastet eine Freundin (übrigens null religiös motiviert) mit: Da sie sowieso keine Schokolade mag, muss sie sich noch etwas überlegen. Wahrscheinlich wird es Plastik… wenn sie das durchhält, hat mein Schweinehund definitiv keine Ausreden!

 

von Carla Ober

Und wie geht es weiter? Fasten – Ein Zwischenbericht.