In den letzten Wochen geisterte immer wieder die Frage durch die Medien, ob Geschäfte an Weihnachten geöffnet sein sollten oder geschlossen bleiben sollten. Ich habe dazu eine klare Meinung: Geschäfte sollten an Heiligabend geschlossen bleiben.

 

Der Anlass für die Debatte: 2017 als Besonderheit

Warum ist es überhaupt zu dieser Diskussion gekommen, wenn die Läden und Supermärkte doch regulär immer an Heiligabend geöffnet haben (meist bis ca. 14 Uhr)? Im Jahr 2017 fällt Heiligabend auf einen Sonntag. Sonntags sind die Geschäfte normalerweise geschlossen. Läden und Geschäfte können allerdings von einer Sonderregelung Gebrauch machen, die ihnen an Heiligabend – auch wenn es auf einen Sonntag fällt – erlaubt, normal zu öffnen. Einige Geschäfte haben sich dagegen entschieden, andere dafür. Ver.di kritisiert diese Sonderregelung scharf. Daher kommt die Debatte.

 

Weihnachten: Freie Zeit bitte auch für die Beschäftigten

Warum ist es aber überhaupt problematisch, dass an Weihnachten die Geschäfte offen haben? Ist doch total praktisch! Nun, das Problem liegt in der Asymmetrie innerhalb der Bevölkerung. Während ein großer Teil sich auf Weihnachten vorbereitet, bereits frei hat und gerne noch letzte Einkäufe tätigen würde, bedeutete diese Möglichkeit zum Einkaufen gerade, dass die Beschäftigten der betroffenen Läden nicht frei haben, also an Heiligabend arbeiten müssen, die Zeit nicht mit ihrer Familie oder ihren Freunden verbringen können. Oder einfach gesagt: Du kannst nur einkaufen gehen, wenn dafür deine Nachbarin an der Theke steht. Und wenn du dann nach Hause gehst und mit deiner Familie heiße Schokolade trinkst, steht der Kassierer immer noch an der Kasse und arbeitet.

 

Weihnachten kommt nicht aus heiterem Himmel

Jeder Erwachsene hat bereits vielfach die Weihnachtszeit und Weihnachten selbst miterlebt. Irgendwann kann man doch von den Menschen erwarten, dass sie die gleichbleibenden Logiken verstehen. Kurz vor Weihnachten auf Geschenke angewiesen zu sein, ist keine gute Idee. Den Großeinkauf sollte man auch nicht unbedingt einen Tag vor Heiligabend erledigen. Erst recht nicht an Heiligabend selbst. Man kann von allen Menschen erwarten, dass sie ihr eigenes Leben planen können, heißt: Dass sie am 24. Dezember ihre sieben Sachen beisammen und die nötigen Einkäufe getätigt haben. Einen Mangel an Planungsfähigkeit bei den EinkäuferInnen haben nicht die Supermärkte und deren Beschäftigte zu kompensieren, sondern die EinkäuferInnen selbst. Alle sind erwachsen, alle kennen das Spiel, es ist jedes Jahr das gleiche. Alle wissen, dass am 24. Dezember (regulär ab ca. 14 Uhr) und an den folgenden Feiertagen danach nicht eingekauft werden kann, da die Geschäfte geschlossen haben. Es kann von allen Menschen erwartet werden, dass sie ihre Belange so organisieren, dass sie funktionieren. Und wenn an Heiligabend die Geschäfte zu haben, dann kann man sich darauf einstellen. Die Alternative ist, dass andere Menschen an diesem Tag für deine Bequemlichkeit und deine Planungsunfähigkeit arbeiten, während du schon in die Ferien startest. Das ist höchst unsolidarisch!

 

Aus diesem Grund sollten die Geschäfte meiner Meinung nach auch nicht nur dieses Jahr geschlossen bleiben. Sie sollten an Heiligabend immer geschlossen bleiben, ganz egal, auf welchen Wochentag dieser Tag fällt. Wer an Weihnachten zum Einkaufen geht, der tut dies auf Kosten seiner/ihrer Mitmenschen. Ich kann den Boykottaufruf von Ver.di daher nur unterstützen.

 

Von Eric Hartmann

 

Die Gegenmeinung: Warum es kein Drama ist, wenn die Geschäfte an Heiligabend geöffnet haben