Während die Fußball-Herrenmannschaft des FC Bayern München ein weiteres mal vorzeitig Deutscher Meister geworden ist, schlagen in Franken nach wie vor viele Fanherzen für den 1. FC Nürnberg oder das Kleeblatt aus Fürth. Wolfram schreibt über Derby-Folklore und Kuriositäten der fränkischen Fußballgeschichte.

 

In den letzten Jahren dominiert der FC Bayern München den deutschen Fußball auf nahezu „absolutistische“ Weise. Ungefährdet wurden sie diese Saison zum sechsten Mal hintereinander deutscher Meister mit einem komfortablen 20 Punkte-Vorsprung. Es ist der 28. Meistertitel der Münchner

Wenn man nach dem Vizerekordmeister in Deutschland fragt, tippen viele auf Borussia Dortmund, Schalke oder Gladbach. Doch weit gefehlt, die historische Nummer 2 in Deutschland ist der 1. FC Nürnberg mit 9 Meisterschaften. Erst 1987 hatte der FC Bayern den Nürnbergern den Ehrentitel des Rekordmeisters abgenommen. Aktuell deutet einiges auf einen Aufstieg der Nürnberger in die 1. Fußballbundesliga hin, fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz bei drei ausstehenden Spielen sind eine sehr gute Ausgangslage. Es wäre ein toller Erfolg für diesen leidgeprüften Verein, der sich seit jeher dadurch kennzeichnet, dass auf große Erfolge große Blamagen folgen. So „gelang“ es einzig dem Club als amtierender Meister in der darauffolgenden Saison in die 2. Liga abzusteigen. Im Jahr 2007 feierte der „Glubb“ noch den DFB-Pokalsieg. Ein Jahr darauf das nächste „Kunststück“: Abstieg in die zweite Liga als amtierender Pokalsieger. Die Geschichte des FCN ist eine wahre Achterbahnfahrt, gerade verläuft die Kurve zur Freude seiner Anhänger wieder nach oben.

Der zweite große Fußballverein Frankens, die SpVgg Greuther Fürth, befindet sich derzeit mitten im Abstiegskampf der 2. Liga. Die Fürther, die im letzten Jahrzehnt oft um den Aufstieg mitspielten, befinden sich derzeit nur einen Punkt vom Relegationsrang entfernt. Ihr Trumpf ist die imponierende Heimstärke in dieser Saison, 30 der 38 erzielten Punkte wurden im Ronhof, eines der ältesten deutschen Fußballstadien, erspielt. Die Fürther fanden sich bisher einmal im Oberhaus des deutschen Fußballs wieder, in der Saison 2012/2013. Ohne Heimsieg ging es direkt wieder runter. Auch das „Kleeblatt“ hat einiges an Geschichte vorzuweisen: Drei deutsche Meistertitel wurden gewonnen.

 

Eine Nationalmannschaft?

Bemerkenswert ist, dass die deutsche Nationalmannschaft im Jahre 1924 in einem Länderspiel gegen die Niederlande nur mit Fürther und Nürnberger Spielern antrat – und gewann. Die Spieler hatten damals, der Rivalität standesgemäß, die Hin- und Rückfahrt in getrennten Zugabteilen verbracht. Diese große Rivalität zeigt sich auch heute immer wieder in den fränkischen Derbys. Die Nürnberger haben mehr Titel und die bessere Derbystatistik vorzuweisen, die Fürther hingegen können ihrerseits Brust zeigen, wenn sie verkünden, dass sie in den letzten Jahren mehr direkte Vergleiche für sich entscheiden konnten. Letzte Saison landete die SpVgg erstmals seit 1953 wieder vor dem Club. Da freute sich der Fürther, der Nürnberger weniger…

 

Noch ist völlig offen, wo die fränkischen Fußballgrößen nächste Saison vorzufinden sind. Beide in der zweiten Liga, der Club in der 1. Liga und Fürth in der 3. Liga, möglich ist alles. Sollte der FCN aufsteigen, könnte zumindest in einem Spiel ganz Franken vereint hinter dem Club stehen (Fürther werden jetzt mit dem Kopf schütteln): Wenn es gegen den großen FC Bayern geht, der als Symbol der Unterdrückung Frankens in Bayern herhalten muss.

 

Von Wolfram Biskup