Drei Jahre lang hat unser Autor Christoph diesen Ruf mit Ohropax in den Ohren und Scheuklappen vor den Augen gekonnt ignoriert. Doch nach 6 Semestern Studium an der FAU ließ er sich dann doch auf einen Abend auf der Bergkirchweih ein.

 

Berg war für mich – neben Fasching natürlich – eine der unangenehmsten Zeiten des Jahres. Die Züge nach Erlangen sind überfüllt, die Stadt mit Kotze und Müll überzogen und nach einem langen Unitag darf man sich die (nach einem Bierfass duftende) S-Bahn mit rumgröhlenden, besoffenen Menschen teilen. Obgleich es viele gute Gründe gibt, die Uni nicht zu schwänzen, gehörte der Berg für mich zu den Topgründen schlechthin.

Während meine Freund*innen dem Ruf des Berges mehrmals folgten, verzog ich mich nach Nürnberg oder versuchte nach Pflichtveranstaltungen die höllischen Horden im Zug nach Nürnberg irgendwie zu ignorieren.

Einen Haken hat die Sache aber doch, meine Neugier. In meiner Kindheit wurde mir unzählige Male ein früher Tod prophezeit, da „neugierige Leute bekanntermaßen früher sterben“ und zugegeben, des Öfteren hatte mich ebenjener Trieb in brenzlige Situationen gebracht. Warum sollte ich es nicht wagen und tatsächlich auf den Berg gehen?

Bowle und Foto von: Laura Hirschbeck

 

Vorbereitung ist alles

Von führenden Berg-Expert*innen habe ich den Geheimtipp bekommen, vorher schon zu trinken, weshalb wir uns mit selbstgemachter Bowle zusammen vorbereiteten. Nach ein paar Gläsern war es dann soweit, wir gingen los und plötzlich war ich Teil des Treibens. Ein Teil des Schwarmes, dem ich sonst stets verächtliche Blicke zugeworfen hatte.

Am Berg angekommen folgte dann die erste Enttäuschung. Durch die Mythen, Legenden und Schwärmereien, die ich in den letzten Jahren über diese Kirchweih aufgeschnappt habe, wurde der “Berch” in meinen Vorstellungen zu einem monströsen Phantasiekonstrukt, welches dann aber auf den ersten Blick wie ein ganz normales Volksfest wirkte.

Meine persönliche Bergführerin Laura. Foto: Christoph Wusaly

Von meiner persönlichen Führerin Laura wurde mir empfohlen, meine Gedanken bei einer Fahrt Break-Dance wieder zu sortieren. Wie hypnotisiert saß ich mit ihr in der Gondel und wurde daran erinnert, warum diverse Betreiber dieses Fahrgeschäftes vor einigen Jahren einen Haufen Schotter mit mir gemacht haben, Break-Dance ist einfach super. Danach folgte eine Geisterbahnfahrt, ein Schlendern über den ganzen Berg und zwei „Gläser“ Wein.

Plötzlich stand ich da, mit Freunden um mich herum, Wein in der Hand, guter Laune in der Seele und 0815-Oldies in den Ohren. Ich sang aus tiefster Seele, ratschte mit verschiedensten Menschen und plötzlich war es 23 Uhr. Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Nürnberg in meine WG zu fahren. Anstatt der eigentlich 45 Minuten brauchte ich ganze 2 Stunden, lernte jede Menge Menschen kennen und war zum ersten Mal in drei Jahren mitverantwortlich für die von mir so verhasste Lautstärke im Zug. Am nächsten Tag habe ich mein Seminar verschlafen, anscheinend gehört sich das so!

 

Fazit

Bis bald Break-Dance! Foto: Harald Schmid

Ich habe zu viel Geld ausgegeben, zu viel getrunken, schlechte Fotos gemacht, neue Leute kennengelernt,  mit meinen Freunden einen schönen Abend verbracht und bin dadurch auf den süßen Geschmack des Berges gekommen. Sicherlich werde ich nächstes Jahr kein Dauergast auf der Bergkirchweih werden, aber ein oder zweimal werdet ihr mich dort schon sehen, schon allein deshalb, weil ich meine neu entflammte Liebe zu Break-Dance wieder anfeuern muss.

 

Von Christoph Wusaly