Wenn ich früher an Schweden dachte, fiel mir zuallererst das bekannte Etablissement für günstige Möbelbeschaffung ein, dicht gefolgt von kleinen Fleischbällchen in hellbrauner Sauce und großen, nahezu perfekt runden Zimtschnecken.

 

Vor kurzem verbachte ich mit meinen drei besten Freundinnen einige Tage in Stockholm. Die Stadt liegt am Meer und verteilt sich über mehrere Inseln. Dies führt einerseits dazu, dass nahezu überall in der Stadt irgendwo ein Stückchen Hafen oder Meer oder Strand sichtbar ist, andererseits ist das Vorankommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln dadurch wirklich mühsam (eine Stückelung von Fähre, U-Bahn und Bus, um von einem Ende der Stadt ans andere zu kommen, ist durchaus nicht unüblich).

Einfacher kommt man hingegen mit den überall herumstehenden Elektrorollern voran. Diese können mit einer App (es gibt drei verschiedene Anbieter) entsperrt werden und das Fahren kostet umgerechnet etwa 15 Cent pro Minute, plus etwa einem Euro Grundgebühr pro Fahrt.

Kardamom-Schnecke. Foto: Annika Schwarm

Wir übernachteten im Stockholm Hostel, das früher einmal eine Tiefgarage war (so kann man auch neuen Wohnraum schaffen, wenn auch ohne Fenster…). Die Zimmer waren relativ klein, das Stockbett schwankte, aber dafür waren dort Besucher*innen aus vielen verschiedenen Ländern und in der großen Küche war immer etwas los.

An einem Abend spielten wir zu viert Karten in der Küche, während eine spanische Familie eine kleine Geburtstagsfeier für eine der Töchter vorbereitete. Im Zuge dieser Vorbereitung wanderte eine Tüte mitsamt Inhalt in die Mikrowelle, auf dass der Inhalt warm werde… allerdings war die Tüte nicht der Meinung, dass ihr die Behandlung in der Mikrowelle gefällt — und so fing sie bereits nach kurzer Zeit an zu brennen.

Ein verwirrtes „ehm…excuse me, please…FIRE!!!“ meinerseits führte zu hektischem auf und ab Rennen, hinein pusten in die Mikrowelle (was das Feuer natürlich eher verstärkt als abgeschwächt hat) und einem beherzten Griff des Vaters nach dem brennenden Abendessen, gefolgt von einer sehr unsanften Landung im Spülbecken. In so einem Hostel ist eben immer was los! Ganz entgegen meiner Befürchtungen war es nachts jedoch sehr still im Hostel und auch die Reinigung der Küche klappte tadellos.

Danke, Schild! Ohne Dich wäre ich da nie drauf gekommen! Foto: Annika Schwarm

Sehr empfehlenswert für eine Reise nach Schweden ist der Besitz einer Kreditkarte. In Schweden werden selbst kleine Geldbeträge für einen Kaffee oder eine einzelne Zimtschnecke (= Kanelbulle) nicht mehr bar bezahlt und oftmals kann man ausschließlich mit Karte oder über eine App namens „Swish“ bezahlen. Vorsicht ist auch geboten beim Geldumtausch, denn die Bezeichnung „Kronen“ gibt es nicht nur in Schweden, sondern auch in Dänemark. Und dänische Kronen sind natürlich in Schweden fehl am Platz!

Apropos Zimtschnecken: in Schweden gehört zur Kaffeepause (= Fika) oft auch ein leckeres, zuckriges Hefegebäck, das nicht immer nur Zimt enthält, sondern auch mit Füllungen aus Vanillepudding, Obst, Nüssen oder Kardamom erhältlich ist. Außerdem ist das Gebäck meist nicht schneckenförmig, sondern kunstvoll zu einem großen Knoten verschlungen. Alle von mir probierten Versionen waren unfassbar lecker!

Freizeitpark Gröna Lund. Foto: Annika Schwarm

Generell ist das Essen in Schweden sehr gut und neben internationaler Küche kann man natürlich auch die typisch schwedischen Köttbullar probieren. Ein recht gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat das Burger-Restaurant „Prime Burger“ und sehr gute Pizzen gibt es im „Ristorante Primo Ciao Ciao“, wo uns der Kellner sehr freundlich beim Übersetzen der Speisekarte half.

Zum Essen bekommt man im Restaurant oft automatisch eine große (und kostenlose) Karaffe mit Leitungswasser auf den Tisch gestellt. Alkohol hingegen ist in Schweden sehr teuer und Getränke mit über 3,5 Volumenprozent Alkohol sind ausschließlich in staatseigenen Läden (= „Systembolaget“) erhältlich.

Das typische Postkarten-Motiv: Marktplatz mit Nobel-Museum (ganz rechts). Foto: Annika Schwarm

In Stockholm kann man viel unternehmen. Bei gutem Wetter ist es wirklich schön, sich einfach ans Meer zu setzen, die Wellen, Möven und Schiffe zu beobachten und sich den Wind durch die Haare wehen zu lassen. Oft stehen am Ufer Bänke oder es gibt abgelegene Bootsstege, auf die man sich setzen kann (sehr empfehlenswert ist der Steg auf der Insel Beckholmen, weil diese fernab jeglichen Trubels ist und man dort mal kurz Ruhe und Zeit für sich hat).

Bootssteg auf der Insel Beckholmen. Foto: Annika Schwarm

Stockholm hat mit Gröna Lund seinen eigenen kleinen Freizeitpark, der zwar eine überschaubare Größe hat, dafür jedoch mitten in der Stadt liegt und in dem auch regelmäßig Konzerte stattfinden. In der Nähe von Gröna Lund befindet sich auch das ABBA-Museum (wahrscheinlich ein Must-see für alle Fans der Band, ich persönlich bevorzugte dann doch einen Spaziergang).

Das Schloss. Foto: Annika Schwarm

Wirklich sehenswert ist auch das Wasa-Museum. Nein, hier geht es nicht um Knäckebrot, sondern um ein Schiff, das bereits nach 1300 Metern auf seiner Jungfernfahrt am 10. August 1626 sank und nach seiner Bergung im Jahr 1961 aufwendig konserviert und restauriert wurde. Der eigens für dieses Schiff konstruierte Museumsbau erlaubt einen guten rundum-Blick, sodass unser Besuch dort für mich spannender war als ich zu Beginn gedacht hätte.

Die „Wasa“ heute. Foto: Annika Schwarm

Etwas enttäuschend kommt hingegen das schwedische Königsschloss daher, da es ein (für königliche Verhältnisse) recht schmuckloser, großer Kasten ist, der nicht halb so dekorativ ist wie die umstehenden Häuser. In Stockholm gibt es noch viele weitere Museen (für die Tage mit schlechtem Wetter), wobei wir uns noch das Wikinger-Museum angesehen haben, das neben interessanten Exponaten und Erklärungen zum Leben der Wikinger auch mit einer kleinen Attraktion am Ende aufwartet. Man besteigt eine kleine rote Gondel und fährt dann (ähnlich wie in einer Geisterbahn) durch einen dunklen Tunnel, wobei rechts und links des Weges immer wieder kleine Szenen aus dem Leben einer Wikinger-Familie aufgebaut sind, zu denen eine Geschichte erzählt wird.

Mini-Replik der „Wasa“, wie sie einmal ausgesehen hat. Foto: Annika Schwarm

Wenn ich heute an Schweden denke, habe ich den Duft von Kardamomschnecken in der Nase. Ich spüre den Wind in meinen Haaren und höre in der Ferne eine Möwe krächzen. Ich denke an all die freundlichen Menschen und lustigen Erlebnisse dort und bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch gewesen sein wird.

 

Von Annika Schwarm