Glen Hansard und Markéta Irglová, bekannt aus dem Musikfilm Once, sorgten im Erlanger E-Werk für einen ausverkauften Saal – und für einen unvergesslichen Abend.

 

Es passiert nicht oft, dass man eine Musiklegende live erlebt – schon gar nicht eine, die auch noch Schauspieler ist. Am Abend des 27. Februar geschah genau das im Saal des Erlanger E-Werks – zweimal.

Denn Glen Hansard brachte nicht nur eine 9-köpfige Band mit, sondern auch Markéta Irglová, die mit Hansard bereits zwei Alben herausgebracht hat und mit ihm durch den Film Once bekannt oder vielmehr entdeckt wurde – damals war Irglová gerade einmal 17 Jahre alt.

Als also diese beiden Musiker, die sich nicht nur durch Talent, sondern auch durch Herzlichkeit auszeichnen, gemeinsam den Oscar-Prämierten Song Falling Slowly singen, scheint der ganze Saal den Atem anzuhalten. Irglovás zarter klarer Gesang, aus dem manchmal der Anflug eines tschechischen Akzentes zu hören ist, harmoniert ganz wunderbar mit Hansards rauer Stimme, die sowohl laut als auch leise, hoch und tief gleichermaßen beherrscht. Irglová fungiert als Vorband, sie verzaubert das Publikum einzig mit ihrer Stimme und ihrem unglaublichen Klavierspiel. Ihre Lieder sind schlicht, aber bewegend, sie stammen sowohl aus ihren Solo-Alben als auch aus Gemeinschaftsprojekten mit Hansard. Der Ire, der den größten Teil des Konzertes jedoch ohne Irglová singt, sieht weder aus wie George Clooney, noch trällert er Arien.

Er schmiss mit 13 die Schule und begann als Straßenmusiker in Dublin, sein Bart ist heute fast grau. Eine unübersehbare Melancholie lässt ihn manchmal älter erscheinen – wenn er mit seiner alten Konzertgitarre auf der Bühne ist, singt und spielt er plötzlich mit einer Energie, die viele 20-Jährige nicht haben. Zu Beginn eines Stückes ist Hansard meist noch leise, flüstert die Worte fast in sich hinein, gegen Ende schreit er sie dann heraus, spielt mit einer Kompromisslosigkeit Gitarre, sodass man sich wundert, warum nicht schon längst alle Seiten gerissen sind – und das zweieinhalb Stunden lang. Es geht ihm nicht um Perfektion, sondern um Authentizität, nicht um Technik, sondern um Gefühl. Er bringt das Publikum zum Tanzen – Das ist eine ziemliche Leistung, denn seine Songs sind kantig, das Publikum ist ein Querschnitt durch fast alle Altersklassen, der Saal so voll, dass man mindestes zwei Leute um sich herum berührt, und das nur, wenn man stillsteht.

 

Ohne Special Effects und Synthesizer

Ganz im Gegensatz zu dem, was Kenner von Once vielleicht erwarten, sind viele von Hansards neuen Stücken nicht einfach auf Stimme und Gitarre ausgelegt: Er kam mit Schlagzeug, Flügel, Streichern und Bläsern und verwandelt dadurch Lieder wie Didn’t He Ramble in eine regelrechte musikalische Explosion – das klingt aber nicht nach Lärm, sondern ungewohnt und fesselnd.

Natürlich ist der Musikstar und Oscar-Preisträger auch ein Showmaker: Er redet zwischen zwei Liedern auch einfach mal zehn Minuten lang, erzählt Geschichten, bringt das Publikum zum Lachen. Das wirkt aber nie nervig oder überheblich – vielmehr besticht Hansard durch eine sympathische Ehrlichkeit: Sein Humor ist intelligent, aber jedem zugänglich, seine Art ist unterhaltsam, aber trotzdem zurückhaltend, seine Texte handeln nicht von den elitären Problemen eines Musikstars, sondern von den zerbrechlichen Hoffnungen und kleinen Ängsten von ganz normalen Menschen, von alltäglichen Situationen und von den großen Themen, die jeden etwas angehen.

Bei den sechs Zugaben, die er gibt, greift er noch einmal auf sein gesamtes Repertoire an Sympathie und Können zurück: Er taucht plötzlich zwischen begeisterten Zuhörern auf der Galerie auf, um nur mit Gitarre, ganz Old-School und unplugged alte Lieder zu singen, er gibt Irglová die Möglichkeit, selbst noch eine Zugabe zu geben, singt schließlich noch ein Lied mit ihr und steht am Ende Arm in Arm mit der gesamten Band wie eine Fußballmannschaft auf der Bühne und schmettert gemeinsam mit dem Publikum einen irischen Pub-Song.

Ohne Special Effects und Synthesizer gelingt es Hansard und Irglová, den Abend in ein musikalisches Gesamtkunstwerk zu verwandeln – die Lieder der beiden Musiker bleiben im Kopf und springen direkt aufs Herz über.

 

von Hannah Schabert