Im letzten Teil der MONAtlichen Kolumne ist Mona nicht nur auf der Suche nach Weihnachten im sehr unweihnachtlichen Korea, sie berichtet auch über den Respekt vor älteren Personen und über das Ende des Abenteuers “Auslandssemester”.


 

Die Adventszeit – Schokoweihnachtsmänner und Zimtaroma in den Geschäften. Mit Lichtergirlanden verzierte Häuser erhellen die Straßen, wenn es früher dunkel wird. Und wer sagt schon nein zu einer heißen Tasse Glühwein auf dem Christkindlesmarkt! In Korea jedoch zerplatzt dieser naive Traum meiner Vorweihnachtszeit.

Zu süß – Mr. und Mrs. Santa Claus!
Zu süß – Mr. und Mrs. Santa Claus! Foto: Mona Enßlin

Teebecher mit aufgedrucktem Santa Claus. Ja, so weit ist es schon gekommen. Ich sitze in einer – zugegebenermaßen alles andere als authentisch französischen – Bäckerei namens Paris Baguette und wurde einfach schwach, als ich diesen süßen Becher sah. Endlich ein bisschen von dem weihnachtlichen Flair, das ich hier vergeblich suche. Verwöhnt vom Nürnberger Christkindlesmarkt fehlen mir hier vor allem die Weihnachtsmärkte. Wenn man einmal einen der raren, authentischen Exemplare aufgespürt hat, ist dieser total überlaufen. Die Deutsche Schule in Seouls Botschaftsviertel veranstaltet hier jedes Jahr einen kleinen deutschen Weihnachtsmarkt. Zum Glück waren meine Kommilitoninnen und ich bereits früh dort, denn die Schlange vor dem Tor, um überhaupt auf das winzige Gelände gelassen zu werden, schien schier unendlich, als wir zwei Stunden später den Markt satt und glücklich wieder verließen.

Glühwein auf dem Deutschen Weihnachtsmarkt mit (!) original Christkindlesmarktglühwein
Glühwein auf dem Deutschen Weihnachtsmarkt mit original (!) Christkindlesmarktglühwein. Foto: Mona Enßlin

Abgesehen von dem nicht existierenden Weihnachtsflair im vorwiegend christlich geprägten Südkorea gewöhnt man sich jedoch an die eine oder andere Eigenheit der Koreaner. Sei es Tischmanieren, das richtige Verhalten in der U-Bahn oder höfliche Gesten beim Supermarkteinkauf.

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt kein Trinkgeld! Gibt man dennoch Trinkgeld, wird das sogar als Zeichen des Mitleids aufgefasst und könnte die Person geradezu verärgern. Das gilt nicht nur für Restaurants, sondern auch für Taxen und Friseursalons. Der Konfuzianismus ist eine aus China stammende Philosophie, die auch in Korea noch sehr deutlich in der Gesellschaft und im alltäglichen Verhalten verankert ist. Die Philosophie besagt, dass man älteren und ranghöheren Menschen immer Respekt entgegenbringen sollte. Besucht man ein koreanisches Restaurant, kann man diese „Respektkultur“ am besten beobachten. Unter Koreanern muss der oder die Jüngste das Besteck für andere auslegen und ihnen das Wasser einschenken. Besonders bei Alkohol darf man sich diesen allerdings nicht selbst einschenken, sondern man muss jemand anderen darum bitten. Bevor der Älteste am Tisch nicht sein Besteck hochgehoben hat, darf außerdem niemand mit dem Essen anfangen. Von der ältesten Person wird jedoch erwartet, dass diese sich um die Jüngeren kümmert, ihnen hilft und meistens auch das Essen bezahlt. Dieses gegenseitige Geben und Nehmen wird allerdings nicht von Ausländern erwartet und wird auch in der jüngeren Generation nicht mehr ganz so streng gesehen.

Eine meiner schönsten Erinnerungen – die Palasttour im Hanbok, dem traditionellen Gewandt der Koreaner
Eine meiner schönsten Erinnerungen – die Palasttour im Hanbok, dem traditionellen Gewand der Koreaner. Foto: privat

Mittlerweile stecke ich jedoch tief im Morast der gehassten Klausurenphase. Ich blicke mit einem weinenden und einem lächelnden Auge auf meine Zeit in Korea. Einerseits werde ich die vielen neuen Freunde, die wöchentlichen Sightseeing-Trips und die wertvollen Erfahrungen, die ich in meinem Auslandssemester gesammelt habe, sicherlich vermissen. Jedoch habe ich in der Zeit im Ausland wohl auch meine eigene Heimat von einem ganz anderen Blickwinkel betrachten können und auch ein bisschen mehr schätzen gelernt. Von daher schaue ich mit einem lächelnden Auge in die Zukunft und freue mich schon, all meine Freunde und Familie wiederzusehen!

 

Mein Auslandssemester neigt sich leider schon dem Ende zu! Nächsten Monat gibt es leider keinen neuen Teil der MONAtlichen Kolumne, aber dafür viele neue, spannende Themen.

 
von Mona Enßlin