Im Spendenwirrwarr der Weihnachtszeit war der Baum die beste Option für mich. Ein Kommentar, warum ich den Geschenke-Baum großartig finde.
Wie wir alle wissen, ist Weihnachten längst nicht mehr nur ein Fest der Liebe – Konsum steht mittlerweile an erster Stelle. Nicht wenige verzweifeln daran, Geschenke für die ganze Familie zu kaufen, über die sich die Beschenkten bestenfalls auch noch freuen. Neben dem Kaufwillen steigt auch die Bereitschaft unserer Gesellschaft, zu spenden. Das lässt sich auch deutlich an den unzähligen Plakaten von Wohltätigkeitsorganisationen erkennen, mit denen unsere Städte tapeziert werden. Ob UNICEF, Plan, Ärzte ohne Grenzen oder WWF, alle wollen die Festtagsstimmung nutzen, um möglichst viel Geld auf ihrem Konto einstreichen zu können. Doch wer soll letztendlich auf dem Überweisungsträger stehen?
Unterstützenswert sind sicherlich alle der genannten Organisationen. Dem ist sich jeder bewusst, der es bei einem Einkaufsbummel in der Stadt nicht geschafft hat, sich den Fängen der Spendeneintreiber zu entziehen. Unter einem Pavillon stehen motivierte, meist junge Menschen, um an das Gewissen von uns allen zu appellieren. Man wird in ein Gespräch verwickelt – eine Art Mini-Gehirnwäsche – und geht dann, wenn man trotz all der guten Argumente nicht spenden will, mit einem schlechten Gewissen weiter. Sicherlich muss man einige Menschen zu ihrem Glück oder besser gesagt zu ihrer Spendenbereitschaft zwingen; aber ob das der richtige Weg ist, sei dahingestellt. In mir wecken riesige Plakate und Pavillon-Aktionen vor allem die Fragen: Will ich, dass das mit meinem Geld geschieht? Will ich aufdringliche Mitarbeiter und sonstige Werbemittel finanzieren? Und wohin geht mein Geld eigentlich genau? Selbstverständlich weiß ich, dass Werbung in dieser Branche extrem wichtig ist, doch meine Bereitschaft zu Spenden mache ich mir durch diese Fragen trotzdem etwas zunichte. Die Lösung dafür fand ich in der Unibibliothek in Form des Geschenkebaums.
Auf dem Zettel, den ich vom Baum genommen hab, wünschte sich die Bahnhofsmission Pfefferminztee. Und schon sah ich vor meinem inneren Auge einen obdachlosen Menschen, der von der Kälte gebeutelt in die Bahnhofsmission kommt und sich an einer warmen Tasse Tee erfreut. Ich war sofort überzeugt und habe einige der Kärtchen mitgenommen. Besonders an Orten wie der Bib oder der Mensa stachen diese Bäume besonders vielen Menschen ins Auge. Bei Geschenken von Duschgel bis hin zu einem 20€-Gutschein konnte man sich etwas in seiner Preisklasse aussuchen und dadurch Gutes tun.
Werbe- und Verwaltungskosten gleich Null
Auf der Rückseite dieser Kärtchen war eine Einladung zu einem ökumenischen Gottesdienst, nach welchem dann die Geschenkübergabe stattfinden sollte. Im Gottesdienst bedankte der Pfarrer sich bei den ehrenamtlichen Unterstützern der KHG, die die Bäume aufgestellt und mehrmals neu mit Zetteln versorgt haben. Verwaltungs- und Werbekosten? Gab es dadurch nicht! Meine Begeisterung für die Aktion wurde immer größer und wurde dann von der Geschenkübergabe noch übertroffen. Zunächst stellten die Mitarbeiter*innen ihre*n Arbeitgeber vor und erklärten, wem die Geschenke zugute kommen um diese dann anschließend von den – leider nur sehr wenigen anwesenden – Studenten überreicht zu bekommen. Unterstützt wurden unter anderem die Bahnhofsmission, Caritas, die Flüchtlingshilfe, das Frauenhaus Erlangen und die Tafel. Dadurch erfuhr ich, dass über 600 Familien auf die Lebensmittel der Tafel allein in Erlangen angewiesen sind. Sechshundert Familien, die es sich nicht leisten können, ihre Familien zu ernähren, von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen. Ich war den Freudentränen nahe, als ich der Mitarbeiterin eine von fünf prall gefüllten Kisten mit bunt und liebevoll verpackten Geschenken übergeben durfte. Im Namen der Erlanger Tafel bedankte sie sich bei mir – stellvertretend für alle Studierenden, die an der Aktion teilgenommen hatten.
Ebenfalls habe ich gelernt, dass mit sogenannten Dolmetscher-Gutscheinen gleich doppelt geholfen wird. Das Geld, dass hierfür gespendet wurde, erhielten Flüchtlinge, die schon relativ gut Deutsch sprechen können, als Bezahlung für den Unterricht von Geflüchteten, die erst nach Deutschland gekommen sind oder mehr Schwierigkeiten im Erlernen der neuen Sprache haben als andere. Die einen trainieren dadurch ihr Deutsch, den anderen wird durch diese Art Nebenjob ermöglicht etwas Geld zu verdienen, um selbstständiger zu sein. Es werden also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Während ich mich beim Kauf der Geschenke noch gefragt habe, ob solche Kleinigkeiten wie Tee, Handcreme und ein Kinderbuch überhaupt eine Hilfe sind, hat sich gezeigt, dass viele kleine Spenden eben doch etwas Großes bewirken können, denn insgesamt sind über 1500 Präsente gespendet worden.
von Christoph Wusaly
Lies hier die Meinung von unserer Autorin Julia zum Geschenkebaum.
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