Wir haben es geschafft, die Bundestagswahl ist endlich vorbei, zumindest offiziell. Selbst wenn die Wahlplakate langsam abgehängt werden und die Parteiwerbung auf Facebook weniger wird, wird die Berichterstattung nicht nur wegen der Koalitionsverhandlungen noch lange andauern. Warum mein Umfeld nicht nur wegen des Wahlergebnisses sauer ist, erfahrt ihr in meiner neuen Kolumne.

 

Meine Freunde sind es leid, sich ständig meine Meinung zu jeglichen Themen anhören zu müssen. Selbst, wenn ich von einem Thema überzeugt bin, beginnt mein Hirn – sobald ich ein Argument ausgesprochen habe – mit dem Suchen und Finden von Gegenargumenten, die meine eigene Meinung außer Kraft setzen. Hin und wieder gelingt es mir dann aber dennoch, nicht nur meinen Kopf zum Rauchen zu bringen, sondern ebenfalls eine fundierte und – wie ich finde – grandiose Meinung zu entwickeln, an der ihr nun monatlich in dieser Kolumne teilhaben dürft. Herzlichen Glückwunsch dazu!

 

„Kannst du bitte aufhören über Politik zu reden!“ war der Satz, den ich in den Wochen vor der Wahl wohl so oft wie keinen anderen zu hören bekam. Zugegeben, mein Umfeld hatte Recht, wirklich gesund war mein Informationsverhalten bezüglich der Bundestagswahl nicht. Jeder Artikel wurde verschlungen, Wahlprognosen täglich inspiziert und jeder Mensch musste sich einem Verhör stellen und mir beantworten, welche Partei er oder sie warum wählt. Personen, die sich während meines Verhörs noch unentschlossen zeigten, freuten sich über ewig andauernde Monologe, in denen ich mein Für und Wider zu jeder einzelnen Partei erklärte. Im Nachhinein war das vielleicht ein kleines bisschen zu viel des Guten, weshalb ich mich bei allen Leidtragenden in meinem Umfeld entschuldigen möchte.

 

Vor allem auch dafür, dass selbst der Wahlsonntag nicht die erhoffte Genesung für mein von Politik verseuchtes Gehirn brachte. Nach der Wahl ist vor der Wahl, gilt – im Gegensatz zu den Wahlversprechen – für mein Politikinteresse und leider auch für die Erkenntnisse meines Verhörs. Einige Personen meines Umfelds sehe ich Wahl sei „Dank“ mit komplett anderen Augen. Gerade im Bezug auf AfD-, FDP- und CSU-Wähler*innen kann ich mir meine hämischen Kommentare nicht verkneifen und starte Diskussionen, die nur selten gut enden. Anschließend versuche ich dann, den in die Freundschaft getriebenen Keil irgendwie zu lockern. Das kann wirklich heiter werden in nächster Zeit!

 

Trotz dieser Tatsachen und des der AfD verdankten, schrecklichen Wahlergebnisses gibt es glücklicherweise einige zarte Lichtblicke. Zum einen wird ein Großteil der AfD-Wähler in spätestens vier Jahren erkennen, dass Gauland, Weidel und Co. zwar für Skandale und Hetze, aber nicht für echte Politik zu gebrauchen sind. 94 Sitze sind nichtsdestotrotz schockierend, werden aber nicht dafür reichen, deren verachtende Ideologie durchzusetzen. Zum anderen zaubert mir der Verlust der Union-Wähler (selbst wenn viele davon AfD gewählt haben) ein breites Grinsen ins Gesicht. Zu guter Letzt gelobe ich Besserung und das nicht nur meinen Freunden, sondern auch euch V-Leser*innen. Ich werde mein Bestes geben, in Zukunft weniger über Politik zu schreiben und zu reden! (Zumindest bis zur Landtagswahl nächstes Jahr)

 

von Christoph Wusaly