In Form von Wörtern komplexe Sachverhalte, Gefühle und Emotionen zu artikulieren, kommunizieren und damit für Außenstehende greifbar zu machen ist es, was die menschliche Form der Artikulation so einzigartig macht. Es ist unsere Art, Kultur zu erklären, komplizierte Sachverhalte weiter zu geben und Erinnerung speicherbar zu machen.

 

Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Ländern, regionale Dialekte und Akzente gestalten Sprache zudem als individuell und charakterstiftend. Unterschiede in Tonhöhe, Betonung und Artikulation kreieren außerdem für jeden Menschen ein einzigartiges Identifikationsmerkmal.

Wenn das Medium Sprache aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet wird, so kann auf einer der untersten Ebenen ein Phoneme als kleinster Baustein betrachtet werden. Phoneme sind Laute, die dazu dienen zu unterscheiden, wann ein Phone, also ein Laut in welchem Wort wie artikuliert wird. Sie sind Teil jeder Sprache, unterscheiden sich lediglich in Verwendung und Vorkommen von Land zu Land und Region zu Region.

Eine Lautreihe in ein Mikrophon sprechen, wiederholen und verändern. Das ist die Aufgabe, die Evangelia Kolyra in „code bend time“ an den/die Zuschauer*innen stellt. In drei-Stunden geht es darum, selbst an einer neuen Form der Kommunikation teilzuhaben. Teils allein, teils mehrstimmig produziert das Gegenüber hierbei Laute, auf die die Künstlerin durch Bewegungen und ihrerseits stimmlichen Verarbeitungen reagiert.

Kommunikation wird reduziert auf ihre Grundelemente, erlebt eine Rückkehr zur ursprünglichen Form. In der Vielfalt der Laute wird hierbei die Komplexität von Sprache selbst sichtbar. Wie oft vergessen wir, wie kostbar sprechen ist, welche Bedeutung wir etwas dadurch geben können, dass wir darüber diskutieren, es zu erklären versuchen, vergleichen und in Relation setzen.

Doch sprachlicher Ausdruck ist nicht nur durch Luft in Bewegung gebrachte Stimmbänder, es ist ebenso der Ausdruck im Gesicht, das leise Zucken um den Mundwinkel, vor Wut zusammengekniffene Augen, ein vor Staunen geöffneter Mund. Es ist der Gebrauch von Gesten, der Einsatz von Händen und Füßen, es ist zeigen, kratzen, die Faust in die Luft recken. Man denke allein an Italienisch, das so leidenschaftlich wirkt, weil der ganze Körper beim Sprechen zum Einsatz kommt. Um Emotionen oder Mitteilungen lesen zu können, hat während der Performance daher oft allein der Gebrauch des Körpers gereicht, kombiniert mit Mimik, Gestik und einfachen Lauten.

Nicht umsonst kann man es aus deshalb als Lautmalerei bezeichnen. Es ist eine Kunstform, bei der man nicht nur merkt, wie wichtig es ist den ganzen Menschen sprechen beziehungsweise kommunizieren zu sehen aber auch zu lassen, sondern auch, was für ein Glück es ist uns so detailliert mitteilen zu können. Eine Verantwortung die wir haben und nutzen sollten, um die Dinge, die gesagt werden müssen auszusprechen, uns gegenseitig voranzubringen und Wissen auszutauschen, zuzuhören, wenn es das Gegenüber verlangt, aber manchmal auch einfach zu schweigen, wenn alles gesagt ist und die Stille ihren Raum einfordert.

 

Von Arena / Julia Hänsler

Redaktion: Öffentlichkeitsarbeit Arena / Julia Joppich und V – das Studimagazin.