Ein österreichischer Politiker, Geschichten über einen Künstler, der sich bei einem Drahtseilakt das Rückgrat bricht, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Biografie, die zwar echt ist, aber eben achtzig Jahre in die Zukunft reicht und ein Stier, der den Wanderer tötet oder eben nicht.

 

Heimat von oben – Fraktion Lucarelli

Fraktion Lucarelli setzt sich mit Rechtspopulismus auseinander, mit einem österreichischen ÖVP-Politiker, der 2008 bei einem Autounfall ums Leben kam und damit, wie schnell eine Biografie kippen kann. Die Ein-Mann-Vorstellung findet teils im direkten Diskurs mit den Zuschauer*innen statt, es wird diskutiert aus einer anderen Perspektive, mit einer solchen Energie und Entschlossenheit, dass es gerne auch mal zur Verwirrung kommen kann, mit wem man diskutiert, dem Schauspieler oder der Rolle, dem Menschen, der in der Mitte stehend verkörpert wird.

Bestimmt durch die Stärke der Partizipation des Publikums, der Argumente, Meinungen und Fragen, entwickelt sich die Performance weiter oder stagniert. Ganz nach dem frei zitierten Satz „Wenn keiner was sagt dann stimmt’s wohl“. Die Schuld des Publikums sichtbar darin, nichts zu sagen, nicht einzugreifen oder zu applaudieren, weil es einfacher ist, als zu buhen, kurzum, passiv zu bleiben. Die Angst davor frei zu sprechen, für etwas einzutreten und eine Auseinandersetzung zu provozieren. Selbst zu denken, sich der eigenen Verantwortung zu stellen.

Foto: Arena

Die Spannung im Körper des Künstlers, der versucht, den Drahtseilakt heil zu überstehen und am Ende doch in den Tod fällt. Ein gebrochenes Rückgrat, dem applaudiert wird und das zu einer einzigartigen Performance wird. Abschnitte aus Gert Jonkes „Geometrischer Heimatroman“, die verarbeitet und kombiniert mit der Biografie des österreichischen, verstorbenen Politiker Jörg Haider eine neue Geschichte ergeben.

Er war ein Rechtspopulist, noch bevor das Wort eine Bedeutung hatte beziehungsweise der Begriff 1988 erstmals in den Medien auftauchte, der Begründer einer politischen Richtung in Europa, so schreibt “Die Zeit“ in einem Artikel über den verstorbenen ÖVP-Politiker.

Die eigene Biografie, befleckt bei jedem einzelnen von uns, ein Leben, das aus dem Gleichgewicht gerät, und nach einem freien Fall auf dem Boden zerschellt. „Heimat von oben“ erzählt heimatverbunden von Rechtspopulismus heute und gestern, zeigt, wie leicht es ist, einfach still zu bleiben und den eigenen Aktivismus auf Gedanken zu reduzieren.

 

Von Arena / Julia Hänsler

Redaktion: Öffentlichkeitsarbeit Arena / Julia Joppich und V – das Studimagazin.