Klimaphänomene in einem theatralen Einfühlungslabor wahrnehmbar machen, das ist das Ziel der Künstler*innen edgarundallan aus Hildesheim.

Eine neue Art sich mit dem Thema Klima auseinanderzusetzen und Abstand zu gewinnen von Gradzahlen und Temperaturdiagrammen.

Foto: Julia auf der Maur

Bereits beim Betreten des Experimentiertheaters wird klar, dass diese Erfahrung abseits des gewohnten Hinsetzens

Foto: Julia auf der Maur

und bloßen Beobachtens verlaufen wird. Aus dem hellen Gang geht es in einen komplett im Dunkeln liegenden Raum nichts ist zu erkennen, außer einem niedrigen Becken in der Mitte, in dem stehend oder sitzend die gesamte Performance verbracht wird. Nun ertönt eine Stimme, die Anweisungen gibt, die eigenen Sinne zu schärfen und sich selbst im Raum wiederzufinden. Der Prozess, der sich über mehrere Minuten erstreckt, geschieht immer noch in völliger Dunkelheit und fühlt sich im Nachhinein betrachtet wie ein Übergang in eine andere Sphäre an. Die nicht mehr ganz so undurchdringlich wirkende Schwärze löst sich in einem Lichtstrahl auf, der sich auf einen rechteckigen Block Erde richtet. Abgelöst durch einen Scheinwerfer beginnt die Stimme aus der Sicht der Erde zu berichtet. Beinahe poetisch werden hierbei das Leben und die Fruchtbarkeit beschrieben, die von den Zuschauern durch Tasten, Riechen und Sehen selbst wahrgenommen wird. Herausgehoben auf eine geometrische und beinahe abstrakte Form, abgestellt auf einem Podest, erlebt der Zuschauer das Element als Kunstwerk in einem anderen Licht als sonst. Der Vorgang wird wiederholt, mit Quadern aus Kohle, Sand, Stein und zum Ende hin Eis. Begleitet von Soundeffekten wie Trommeln und Rauschen, bleibt der Blick des Zuschauers kontinuierlich auf der Suche nach dem nächsten Spotlight, der nächsten Durchbrechung der Stille. Ergänzt wird dieser Prozess durch den Einsatz einer Windmaschine und Gießkanne, in Kombination mit Sand und Blättern, Gerüchen und einer Projektion auf einer Leinwand. Die Momente kurzer Dunkelheit dazwischen sind ein Suchen nach einem neuen Fokus, begleitet von intensiver Wahrnehmung der eigenen Umgebung und der Menschen außenrum. Der Abschluss des Stückes geschieht bei angeschaltetem Licht, in der gleichzeitigen Wahrnehmung aller Materialien, während Wasser in das Becken gelassen wird. An diesem Punkt ziehen viele ihre Schuhe aus, um den Moment nicht nur mit den Händen wahrzunehmen, die Materialien vermischen sich teils durch die Bewegung der Zuschauer und die Gedanken kehren zurück in die Realität.

Foto: Jula auf der Maur

Milo ist eine Reise an die verschiedensten Orte, über eine Wüste, einen Wald, bis hin zu den Polen. Natur wird erfahrbar gemacht, und auch wenn dem ein oder anderen eventuell etwas der radikalen und faktenbasierten Vermittlung des Klimawandels fehlt, ist es eine Form, die Veränderungen für alle Sinne fühlbar zu machen. Die Ästhetik der Natur ist es, die Milo hervorhebt. Es ist eine Performance über die nachgedacht werden muss, deren Bedeutung sich vielleicht erst im Rückblick erschließt und die sich auf eine ganz andere Art mit „Schuld und Bühne“ auseinandersetzt. Indem sie uns daran erinnert, was uns umgibt und beheimatet und was wir so leicht aus den Augen verlieren, stellt das Stück die leise Frage nach unserer eigenen Schuld, weißt uns hin auf die Verantwortung, die wir tragen.

 

Von Arena /Julia Händler

Redaktion: Öffentlichkeitsarbeit Arena / Julia Joppich und V – das Studimagazin.

Die Festivalzeitschrift von Arena… of the young arts, das diese Woche stattfindet, erscheint auf unserem Onlineblog. Ihr lest alle Artikel hier.