Nach zahlreichen Flohmärkten und Kunsthandwerksmärkten fand nun auch ein neuer Trend seinen Weg in das E-Werk in Erlangen: Die Kleidertauschparty!

 

Bei diesem nachhaltigen Trend geht es darum – wie der Name bereits ahnen lässt – Kleidung zu tauschen, anstatt neue zu kaufen. Im E-Werk konnte jede*r bis zu zehn aussortierte Teile mitbringen und so viele wieder mitnehmen, wie er wollte. Alles was am Ende übrig blieb und nicht weggetauscht wurde, wurde in den Umsonstladen in Erlangen gebracht.

Durch die Produktion von Klamotten werden Ressourcen und Energie verschwendet. Um eine einzige Jeans herzustellen, werden ca. 7000 Liter Wasser verbraucht. Zusätzlich verwendet die Textilindustrie giftige Chemikalien, um die Rohmaterialien bunt zu färben oder zu bedrucken. Diese gelangen wiederum in die Umwelt und verschmutzen die Natur.

Wühltisch bei der Kleidertauschparty. Foto: Privat

Seit Jahren entwickelte sich die Modeindustrie zur Fast-Fashion-Industrie. Immer mehr und immer billiger wird produziert. Marken wie H&M oder Zara unterbieten sich mit ihren Preisen – hier ein T-Shirt für 3€, da eine Hose für 5€.

Und die Konsument*innen? Die spielen das Spiel leider viel zu oft mit. Eine repräsentative Umfrage von Greenpeace aus dem Jahr 2015 ergab, dass jede*r Deutsche im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke besitzt. Jedes Fünfte wird dabei fast nie getragen. Fast 40% unserer Kleidung bleibt kaum genutzt im Schrank hängen.

Oftmals behalten wir die Klamotten nicht länger als ein bis drei Jahre. Leider ist der Grund für diese Kurzlebigkeit unserer Kleidung oftmals nicht, dass die kaputt geht oder zu klein wird, sondern, dass sie uns schlichtweg nicht mehr gefällt. 40% der Befragten gaben an, Kleidung wegzuschmeißen, weil sie nicht mehr der Mode oder ihrem persönlichen Stil entsprachen.

Dagegen bietet der Tausch eine umweltschonende Alternative, denn was der*dem einen vielleicht nicht mehr gefällt, muss noch lange nicht weggeworfen werden… ein* andere*r freut sich bestimmt darüber!

Im E-Werk bestand die Kleidertauschparty aus einem langen Tisch, der draußen aufgebaut war und auf dem Schilder mit den unterschiedlichen Größen und verschiedenen Kategorien (Hosen, T-Shirts, Blusen etc.) angebracht waren. Dazu spielte ein DJ entspannte Musik und es gab kostenlose Cupcakes und Süßes. Was gibt es besseres, als bei einer ruhigen Atmosphäre in der Abendsonne bei einem kühlen Bier durch die Klamotten zu stöbern?

Der Tisch ist vor lauter Menschen kaum zu sehen. Foto: Privat

Zugegeben, am Anfang war ich etwas verwirrt und überfordert. Das System leuchtete mir nicht direkt ein. Wo musste ich jetzt meine mitgebrachten Kleider ablegen? Wo ist das Schild für T-Shirts? Oder soll ich das doch eher zu Blusen legen? Dass der Tisch vor lauter Menschen kaum zu sehen war, machte das ganze nicht gerade einfacher.

Doch schnell wurde mir klar: Es gibt gar kein wirkliches System mehr. Der lange Tisch entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem reinen Wühltisch. Die sorgsam angebrachten Kategorien wurden ignoriert und bald lagen XL-Kleider auch beim Stapel für die Größe S und andersherum. Ich legte meine Klamotten einfach irgendwo in der Mitte ab.

Und dann ging es ans Aussuchen. Der Trick war, sich einfach in der Schlange, die sich langsam den Tisch entlang schob, anzustellen und dann alle paar Schritte zu begutachten, was sich vor einem auf dem Tisch befand. Die Toilette wurde kurzerhand zur Umkleidekabine umfunktioniert. Hatte man alles anprobiert und sich entschieden, ging es zurück nach draußen und das Ganze ging von vorne los: Anstellen, anschauen, anprobieren.

Das Schöne daran: Nach jedem Mal anprobieren waren wieder neue Teile auf dem Tisch, da neue Menschen kamen und somit für Nachschub sorgten. Dies erschwerte mir persönlich allerdings auch den Aufbruch. Nach einer Stunde wollte ich eigentlich nach Hause gehen, doch auf dem Weg zum Ausgang fiel mir noch eine Tasche auf und ich ging wieder zurück.

Letztendlich kann ich sagen, ich bin begeistert von dem Konzept Tauschparty. Man hat mit einem Mal lauter neue Klamotten ohne einen Cent dafür ausgegeben zu haben und ohne schlechtes Gewissen, die Massenproduktion von Kleidung unterstützt zu haben. Man ist stolz, auf mögliche Schmuckstücke, die man in den Tiefen des Wühlhaufens mit gekonntem Blick gefunden hat, und freut sich schon, seine neuen Lieblingsstücke bald zu tragen.

Ich hoffe auf noch viele weitere Kleidertauschpartys im E-Werk. Vielleicht irgendwann auch in einem etwas größeren Rahmen mit einzelnen Tischen für die verschiedenen Größen, um dem Wühltischchaos wenigstens etwas entgegenzuwirken. In jedem Fall finde ich es super, dass das E-Werk mit dieser Veranstaltung ein Zeichen gegen den Konsumwahnsinn und unsere Wegwerfgesellschaft setzte und zeigte, dass „Shoppen“ auch nachhaltig geht.

 

Von Sabrina Ahmed