Das Stück “Die Troerinnen des Euripides” der Studiobühne Erlangen handelt von den Konsequenzen eines Krieges – ein Thema, das heute so aktuell ist wie noch nie! 

 

Ein langer Steg durchzieht den Redoutensaal – an der einen Seite steht ein großes Flüchtlingszelt, auf der anderen Seite liegt der Strand, das Meer und in einiger Entfernung Griechenland. Das Land derer, die sich jetzt Gewinner rühmen, wo sie Troja nach zehn Jahren Krieg in die Knie gezwungen haben.

Bild: Markus Löchle

Zurückgeblieben sind neben Trümmern nur die Frauen der gefallenen trojanischen Krieger, die Troerinnen, die machtlos auf ihr Schicksal warten müssen. Dieses zeigt sich bald: die Frauen werden unter den Griechen aufgeteilt wie Trophäen und sollen sich als Sklavinnen in ihre Dienste ergeben. Sich dagegen wehren können sie nicht.

Die Frauen leiden: Hekuba, einst Trojas Königin, beweint nicht nur den Tod ihres Mannes und ihrer Söhne, sondern auch den Untergang ihrer geliebten Stadt. Ihre Tochter Kassandra, die verrückt geglaubte Seherin, wird von Agamemnon, dem Anführer der Griechen, als seine Geliebte ausgewählt und geht in ihren sicheren Tod. Andromaches Sohn wird ihr entrissen und ermordet. Und Helena, die schöne Griechin, die einst den Trojaner Paris begehrte, streitet ab, der Auslöser für den Krieg gewesen zu sein.

Über allem thronen die Götter, Poseidon und Athene, die über beide Parteien verfügen wie über Spielbälle.

Regisseur Alexander Esswein wählte die Bearbeitung des Textes von Jean-Paul Sartre, weil er angesichts einer „zunehmenden Verrohung des öffentlichen Diskurses, des Wiedererstarken der politischen Rechten [und] der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft“ seine Aktualität wiederentdeckte.

Der Text stellt eine „Verurteilung des Kriegs im Allgemeinen“ dar und zeigt auf: Jemand – seien es die Götter, Könige oder Feldherren – hat immer die Macht, eine Entscheidung zu treffen. Die Konsequenzen eines Krieges tragen vor allem aber die, die eigentlich keine Schuld haben und

Bild: Markus Löchle

keine Möglichkeit, sich zu erwehren.

Der 36-Jährige ist eigentlich in der IT-Branche tätig und vertreibt im auswärtigen Dienst Software für Computer. Dennoch hat er sich seit mehr als 10 Jahren der Studiobühne verschrieben, spielte bereits in mehr als 20 Stücken mit und inszeniert nun mit den „Troerinnen“ zum zweiten Mal selbst.

Besonders die Besetzung der Hekuba, Kassandra, Andromache, der Helena und des Menelaos ist sehr gut gelungen. Die Darsteller*innen regen einerseits die Bilder an, die das Leid und die zerstörten menschlichen Existenzen wiederspiegeln, die in Folge eines Krieges hinterlassen werden; andererseits mimen sie aber auch glaubhaft die gewissenlosen Gewinner, die sich reuig stellen zu wissen.

Ein rundum gelungener Abend über die Konsequenzen des Krieges, aber auch eine Warnung, ein – so der Regisseur – „Wehret den Anfängen“.

 

Von Svenja Plannerer

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Die Troerinnen des Euripides am 13./14. Dezember 2019

Redoutensaal, Theaterplatz 1

Beginn: 19:30 Uhr – Einlass: 19:00 Uhr

Eintritt: 10€/7€ erm.

Regie: Alexander Esswein

Text: Euripides/Sartre

Mit: Sina Mehrdad, Miriam Poth, Nadine Raddatz, Gabor Bozsik, Lena Möslein, Sarah Dönges, Hans Kittelmann,Theresa Lettenmeier, Bärbel Kraus, Tamara Küller, Lorena Lippert, Farina Pickl, Jasmin Rogelj, Marlene Senska,Annika Spingler, Caroline Wald, Wolf-Christian Czylok, Felix Graf, Patrick Vogel