Unser Autor Henrik kam vor Kurzem zum ersten Mal seit März wieder an die TechFak. Für ihn ist die zaghafte Rückkehr in einen Unialltag wie das Erwachen aus einem Dornröschenschlaf – und er stellte fest: Alltag ist gar nicht mal so alltäglich!

 

Am Montag war es nach 64 Tagen für mich das erste Mal, dass ich wieder in die Uni gefahren bin. Am letzten offenen Tag saßen wir nach unserer Klausur-Absage entspannt auf den Bänken am Roten Platz, tranken Limo und Bier, überlegten, wann unsere Klausur denn nun stattfinden wird und unterhielten uns darüber, was wir in den nächsten Wochen alles so machen wollen, schließlich hatten wir zwei Wochen mehr Semesterferien. Da die Mensa auch zu machte, bekamen wir sogar gratis Pudding! Doch dass alles so krass kam, wie es jetzt ist, ahnte damals noch niemand. Zoom-Vorlesungen und Jitsi-Übungen, all das hatten wir uns so nicht vorgestellt.

Diese Woche hatten wir dann ein extra organisiertes Praktikum, wo wir unter strengen Hygiene-Auflagen eine Platine zusammenlöteten. Für uns kam das sehr überraschend; es sah ja lange Zeit nicht danach aus, dass irgendeine Art von Präsenzveranstaltung in naher Zukunft möglich wäre.

Umso mehr freuten wir uns darüber, endlich mal wieder was außerhalb des eigenen Zimmers zu lernen, in dem es ja doch recht schnell öde werden kann. Nach so langer Zeit war ich in meinen Gewohnheiten ganz schön eingerostet, ich musste überlegen: Wann stehe ich auf, wie lang brauche ich in die Uni und so weiter. Tasche packen? Was ist das?

Den Wecker stellte ich auf halb 7, diese Uhrzeit hab ich lange nicht gesehen und dass wir mittlerweile Mai haben und es zu dieser Zeit hell ist, wurde mir erst am Morgen so richtig bewusst, war es doch Anfang März da noch eher dunkel. Nach anstrengenden 14 km mit dem Rad fällt einem erst so richtig auf, was für eine Kondition es mit sich bringt, wenn man täglich zumindest zur S-Bahn und zurück fährt. Hätte ich die freie Zeit doch mal etwas sportlicher genutzt….

Auf dem Weg zur Uni begegnete ich natürlich auch keinen anderen Studierenden wie sonst üblich, unser Praktikum war bis jetzt auch eher die Ausnahme, als die Regel. An der TechFak war alles ziemlich ruhig und ganz ungewohnt standen nur ganz wenige Fahrräder rum, unter denen die meisten vor dem Lockdown eh schon verwahrlost waren und ihre Besitzer*innen schon lange nicht mehr gesehen hatten.

Ein paar wenige Menschen sah man zu ihren Lehrstühlen laufen, der Postbote kam, einige wenige andere Arbeiten konnten alleine verrichtet werden. Ansonsten lag alles still und leise im Sonnenlicht. Die Cafeteria hatte logischerweise zu, niemand saß am Roten Platz und tratschte, keine Organisation präsentierte sich und verteilte Kulis und Collegeblöcke. Zum ersten Mal traf man seine Kommiliton*innen wieder. Es war schön, mal etwas mehr Kontakt zu anderen Leuten, als zur eigenen Familie oder Mitbewohner*innen, zu haben.

Dann saßen wir da also in der Tentoria und löteten vor uns hin. Außen war kein gewohnter Trubel von Studierendenmassen, die sich von Hörsaal zu Hörsaal bewegen und keine Leute, die mit klapprigen Fahrrädern in die Uni kommen. Ich freute mich sehr, endlich mal wieder so richtig aus dem Haus zu kommen und das Südgelände zu sehen.

Man merkt, so langsam scheint sich die Normalität doch wieder einzuschleichen und es wächst die Hoffnung auf mehr Präsenzveranstaltungen. Von normalem Vorlesungsbetrieb sind wir zwar noch weit entfernt, aber einen nächsten Termin für ein Praktikum habe ich dennoch schon: in zwei Wochen geht’s wieder für drei Stunden an die TechFak.

 

Von Henrik Hösch