Habt ihr schon von den Streichungen der Finanzierung für Stellen, die für gute Lehre und Unterstützungen für Studierende an der FAU zuständig sind, gehört?

 

Und dass die Diversity Scouts voraussichtlich eingestellt werden? Nein? Die Stuve erklärt in diesem Gastbeitrag in Form eines Dialogs, worum es genau geht. Unten ist die Petition verlinkt!

 

Ein Donnerstagabend in Erlangen, im Haus der Studierendenvertretung trifft sich das Referat für Lehre und Studium. Beunruhigende Entwicklungen in der Finanzierungslage der Lehre an der FAU sind zu besprechen.

 

Paulus: Also QuiS II läuft ja zum Dezember 2020 jetzt aus. Damit fallen 24 Stellen einfach weg und es gibt noch gar keinen Plan, wie das kompensiert werden soll!

Laura: “QuiS” das waren doch Projektmittel vom Bundesministerium, oder? Was fällt denn da alles drunter?

Lisa: Ja, es gab zwei Projektphasen vom Bund, in denen Geld an die Universitäten für innovative und digitale Lehre und Projekte für bessere Studienbedingungen gezahlt wurden. An der FAU werden davon 14 große und kleine Projekte finanziert in denen eben 24 Stellen arbeiten.

Paulus: Die Diversity Scouts wird es zum Beispiel so bald nicht mehr geben. Das sind Studierende, die einen echt wichtigen Job bei der Beratung von Studierenden mit Handicap oder internationalen Studierenden leisten.

Eda: Die Schreibberatung ist auch betroffen. Keine Ahnung, wie meine Bachelorarbeit ausgesehen hätte, wenn ich dort nicht so viele hilfreiche Tipps und immer wieder Feedback bekommen hätte. Gerade auch für Studierende, die nicht in ihrer Muttersprache schreiben, gibt es dort viel Unterstützung.

Selim: Oder das Grundlagen- und Orientierungsstudium! Mensch, das hat es mir wirklich erleichtert, mich an der Uni zurecht zu finden und ich habe dort so viel für mich persönlich mitgenommen! Von dem Kurs zu Lernmanagement und Prüfungsvorbereitungen habe ich mein ganzes Studium profitiert!

Laura: Insgesamt ist es also ziemlich katastrophal für die Studienbedingungen, wenn das jetzt einfach alles endet, richtig?

Paulus: Auf jeden Fall! Vor allem jetzt gerade, wo die vorhandenen Stellen eh nicht ausreichen, um das notwendige Tempo bei der Entwicklung von digitalen Lehrangeboten zu halten, kann sich noch keiner vorstellen, wie das mit noch weniger Personal werden soll, denn die E-Learning-Koordinator*innen an den Fakultäten sind auch nur bis Dezember angestellt.

Eda: Ich verstehe nicht, warum man nicht besser vorgeplant hat und die Projekte, die gut angenommen wurden, in feste Strukturen aus dauerhaften Mitteln umgewandelt hat?

Selim: Nach der ersten Finanzierungsphase wurden ja fünf Stellen verstetigt, das war damals Pflicht, um noch eine Phase mitzumachen. Und für nach 2020 hatte die Landesregierung lange eine bayrische Anschlussfinanzierung angekündigt, aus der jetzt schlussendlich doch nichts geworden ist und auf die sich die FAU zu sehr verlassen hat.

Eda: Also bei all dem Geld, das gerade in den KI-Forschungs-Ausbau fließt, hört sich das Argument “es ist kein Geld da” irgendwie echt nicht gerechtfertigt an. Die Projekte aus QuiS II haben alle zusammen pro Semester pro Studierender/*m ungefähr 30€ gekostet, das muss doch zu finden sein!

Lisa: Die Zweckbindung von Geldern ist ein riesen Problem für alle Universitäten und Hochschulen oder generell im Bildungswesen. Es ist total berechtigt zu fragen, warum für das eine Geld da ist und für das andere nicht. Aber die aktuellen Fördergelder ganz abzulehnen, wäre halt auch nicht im Sinne der FAU.

Paulus: Lehre hat einfach keine Priorität aktuell, das ist das Problem! Man fragt sich schon, ob die wirklich alle glauben, dass die zukünftigen Studierenden sich ihre Universtät nach den Publikationszahlen des Lehrstuhlinhabers oder der Summe der Drittmittel aussuchen. Als ob wir in unserem Alltag und in unserem Studium davon irgendetwas mitbekommen!

Lisa: Naja, einigen Studierenden ist das bestimmt wichtig und ein hohes Ansehen der FAU stärkt ja auch den Wert unserer Abschlüsse in späteren Bewerbungsprozessen. Und die Möglichkeit, eine spannende Abschlussarbeit in einem exzellenten Forschungsprojekt zu schreiben, ist schon auch cool. Aber du hast Recht, diese guten Seiten können die vielen Schwierigkeiten, die uns sonst begegnen, nicht ausgleichen.

Paulus: Meine Rede! Abschlussarbeit hin oder her, was doch genauso wichtig auf dem Arbeitsmarkt und für einen qualitativ hochwertigen Abschluss ist, sind personale Kompetenzen, Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, fächerübergreifendes Wissen und so weiter. Solche Kurse können die exzellenten Forscher*innen nicht leisten, weil sie zurecht all ihre Zeit auf ihre Forschung verwenden, deshalb braucht es dafür weitere Stellen und ein ordentliches Konzept.

Eda: Keine exzellente Uni ohne exzellente Lehre! Das ist doch aber offensichtlich, oder nicht?

Selim: Wahrscheinlich schon, aber zu unattraktiv, weil daraus eben keine so aufregende PR zu machen ist, wie aus Forschungserfolgen, Drittmittel-Milliarden und so weiter. Es ist das Alltagsgeschäft der Uni und im Moment muss das irgendwie so nebenher mit laufen.

Laura: Könnten wir nicht aus den Studienzuschüssen Projekte weiterfinanzieren? Die sind doch auch für Lehrverbesserung gedacht, oder?

Lisa: Die Studienzuschüsse werden gerade erstmal umstrukturiert, also ist da auch noch vieles ungewiss. Wahrscheinlich wird die Uni-Leitung daraus dann mehr Personal finanzieren können und wir können nur hoffen, dass dieses Personal auf die jetzt endenden QuiS-Stellen verteilt wird und dort die Arbeit wiederaufnehmen kann. Damit werden aber gleichzeitig die ungebundenen Mittel für Projekte weniger, die wir verteilen können.

Paulus: Ja und einige der Strukturen, die wir dann als “Lehrverbesserung” definieren würden, sind an anderen Universitäten längst Standard, das passt also auch nicht auf alles.

Selim: Mit einer Petition haben wir eine gute Chance, uns Gehör zu verschaffen. Wir müssen erreichen, dass über die Interessen der Studierenden und über die Studienbedingungen genauso viel und intensiv gesprochen wird, wie über die Entwicklungen in der Forschung. Dann muss dafür auch Geld fließen bzw. gesichert werden.

Eda: Dann brauchen wir jetzt nur noch viele Studierende, Lehrende und Mitarbeitende, die die Petition mit unterzeichen! Nebenbei bleiben wir weiter dran an Gesprächen mit den Verantwortlichen und arbeiten mit an Übergangslösungen für die Zeit ab Januar. Aber langfristig braucht es nicht nur eine Forschungssschwerpunkt-Strategie, sondern auch eine Strategie zu den Studienbedingungen an der FAU und auch dabei müssen wir uns einbringen.

Paulus: Nicht nur an der FAU! Die JMU in Würzburg hat die gleichen Probleme wie wir und an den anderen Hochschulen und Universitäten fallen zwar im Januar keine QuiS-Stellen mehr weg, weil die die Gelder anders eingesetzt hatten, aber auch dort ist die Lehre in der Finanzierung untergewichtet und hat Bedarf. Das ist also ein landesweites Problem, deshalb adressieren wir die Petition auch noch an das Ministerium.

 

Es wird noch ein langer Abend für die Gruppe. Viel zu tun für die Studierendenvertretung gibt es ohnehin, nicht nur in diesem Bereich.
Wenn Du dich einbringen möchtest, informiere dich hier und um einen Beitrag für eine höhere Priorisierung der Lehre und Studierendeninteressen an der FAU zu leisten, unterzeichne unsere Petition gegen die Unterfinanzierung der Lehre – dort findest du auch mehr Informationen zu QuiS. Deine Unterschrift zählt!

 

Eure Studierendenvertretung (StuVe)