Die Freiwillige Feuerwehr lässt alles stehen und liegen, sobald der Piepser geht, egal in welcher Situation sich die Feuerwehrleute gerade befinden – da stellt sich natürlich die Frage: Was tragen sie eigentlich so unter ihrer Schutzkleidung? Nadja klärt auf!

 

Im Rettungswesen gilt der Satz „Zeit ist Leben“. Wenn der Funkwecker geht, wissen wir noch nicht, ob
ein Menschenleben in Gefahr ist oder nicht. Im Nachhinein gibt es viele Einsätze, bei denen es nicht
auf die Minute angekommen ist. Doch genau so gibt es Einsätze, bei denen es auf Sekunden ankommt.

Wenn unser Piepser geht, wissen wir noch nicht, wie dringend die Situation ist, die uns an der
Einsatzstelle erwartet. Deshalb heißt es für uns – Gas geben!

Ab dem Zeitpunkt der Alarmierung durch den Funkwecker bis das erste Fahrzeug das Gerätehaus
verlässt, vergehen bei unserer Feuerwehr gerade einmal drei Minuten. Drei Minuten, für:

  • alles stehen und liegen lassen und zum Auto sprinten
  • unter Beachtung aller Verkehrsregeln die Fahrt zum Feuerwehrhaus
  • parken, aussteigen, sprinten
  • Anziehen der Schutzklamotten
  • Einsteigen in die Fahrzeuge, Meldung an den Gruppenführer

Und wobei kann man nun am meisten Zeit sparen? Hauptsächlich bei „Alles stehen und liegen lassen“
und „Anziehen der Schutzklamotten“.

Eine sehr gute Freundin von mir, die ich wegen Feuerwehreinsätzen schon mehrere Male sitzen
gelassen habe, fragte mich einmal: „Entschuldige, wenn ich so indiskret frage, aber was tragen
Feuerwehrleute eigentlich unter ihren Schutzanzügen?“ Sie lächelte mich nervös an, nicht sicher, ob sie
eine Grenze überschritten hatte. Ich musste herzhaft lachen.

In diesem Monat haben wir bei “V – das Studimagazin.” das Thema „Tabus“. Das ist doch ein guter Anlass um einmal darüber zu schreiben, was denn Feuerwehrleute unter ihren Schutzanzügen tragen.

Ich bin nun knapp zwei Jahre im aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr und habe schon einige
lustige Dinge erlebt. Grundsätzlich gilt: Was unter die Schutzkleidung passt, wird darunter getragen.
Der Piepser geht in allen Lebenslagen. Dementsprechend haben wir auch Klamotten von allen
Lebenslagen darunter. Klobige Arbeitsklamotten, Gürtel und Kapuzenpullover werden ausgezogen.
Notfalls hat man unter Schutzklamotten nur die Unterwäsche an.

Ich hatte im Feuerwehrhaus schon so ziemlich alles an. Von Glitzerhighheels zu Hausschlappen. Von
Seidenstrümpfen über Flauschi-Socken. Vom T-Shirt über dem Negligé bis zum Karo-Schlafanzug. Von
einer frisch gebügelten Bluse bis zum Schlabber-Shirt. Vom Sommerkleid bis zu Arbeitsklamotten.
Sauber und Dreckig.

Auch meine Haare waren schon in jeder erdenklichen Lebenslage unter meinem Feuerwehrhelm.
Offen, in einem Zopf, mit einer aufwendigen Flechtfrisur, mit einer halbfertigen Flechtfrisur,
klitschnass vom Duschen und zerzaust wie ein Vogelnest.

Meine Kamerad:innen haben mich also schon in allen möglichen Outfits gesehen. Ich sie genau so.
Jogginghose und Schlabbershirt, Schlafanzug, Arbeitsklamotten, im Anzug, mit Krawatte und Hemd.
Ich kann mich sogar noch an einen Einsatz erinnern – Wohnhausbrand in der Nacht – bei dem ein
Kamerad nur in Boxershort bekleidet ins Feuerwehrhaus kam und in die Einsatzkleidung schlüpfte.
Legenden besagen, dass einmal ein Kamerad nur mit Duschtuch bekleidet im Feuerwehrhaus
aufgekreuzt ist. Ob es stimmt oder nur ein Märchen ist? Ich weiß es nicht, und bin auch froh darum.

Nun ist das Geheimnis – das eigentlich gar keines war – gelüftet. Angehörige der Freiwilligen
Feuerwehr tragen unter ihren Schutzanzügen einfach alles mögliche.

 

Text & Bild von Nadja Zeitler