Vanessa war auf der Connichi in Kassel und berichtet über alle Eindrücke, Erlebnisse und den Veranstaltungsort.
Am sechsten Oktober um 14 Uhr war es wieder so weit: nach drei Jahren Corona-bedingter Pause öffnete die Connichi endlich wieder ihre Türen. Drei Tage lang erhielten Fans von Anime, Manga, Computerspielen und japanischer Musik, Kultur und Essen, Cosplayer:innen und viele mehr Eintritt in den Kongresspalais in Kassel.
Als langjähriger Manga-Leser konnte ich mir dieses Event natürlich nicht entgehen lassen. Der Anreiseweg war zwar etwas holprig (danke an die deutsche Bahn für eine schlaflose Nacht, einen ausgefallenen Zug und einen verpassten Anschluss – hat sehr viel Spaß gemacht), aber irgendwie bin ich dann auch an den Toren des imposanten Messegebäudes angekommen. Den Eindruck einer Messe erhält man hier nicht so richtig, es sieht eher aus wie (wie der Name Kongresspalais schon vermuten lässt) ein historisches Palastgebäude.
Das Wetter hat auch mitgespielt, so kam uns die Wartezeit vor dem Gebäude auch gleich gar nicht mehr so lange vor. Tickets werden lediglich personalisiert verkauft für entweder die vollen drei Tage oder jeden einzelnen Tag, ein Erwerb direkt vor Ort war dieses Jahr aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Vor Eintritt gab es eine relativ ausgiebige Taschenkontrolle, was noch vor Corona nicht so üblich war (so habe ich mir zumindest sagen lassen). Einmal im Messegebäude angekommen, war es das Warten aber definitiv wert.
Wie schon von außen, vermittelt das Gebäude auch von innen nicht den typischen hallenartigen Eindruck eines Messegeländes. Eher hat man das Gefühl, durch ein verwinkeltes teils modern teils älter wirkendes Zusammenspiel an diversen Räumen und Hallen zu laufen und plötzlich landet man in einem gigantischem Festsaal oder einem Nebengang, den man vorher noch nie gesehen hat. Ich war ziemlich froh, eine Begleitung dabei zu haben, die schon langjährige Connichi-Erfahrung mit sich bringt und mich ohne Verirrungen durch die Räumlichkeiten führen konnte.
Ansonsten bietet es sich auch immer an, die von der Connichi angebotene Veranstaltungsführung am ersten Tag der Messe (die ist immer relativ früh nach Einlass) mitzunehmen. Pluspunkt daran ist auch, man kann auf Nummer sicher gehen, dass man wirklich alles gesehen hat, denn es kann durchaus passieren, dass man in dem ganzen Gewusel Bereiche und Hallen übersieht, in denen noch interessante Veranstaltungen, Aussteller:innen oder Artists sind. Leider muss ich an dieser Stelle anmerken, dass die Connichi ab nächstem Jahr nicht mehr in Kassel stattfinden wird, sondern in Wiesbaden – dort soll es allerdings ein ähnlich schönes Gelände geben.
Das Gelände der Connichi in Kassel war in mehrere Abschnitte gegliedert. In der ersten Halle fanden sich Verlage (wie altraverse und crunchyroll) und Händler (wie z.B. nintendo). Die anschließenden Außenflügel waren Teil des Kreativmarktes, auf dem Künstler:innen ihre Kunstwerke, Kreationen, Merch-Artikel (wie z.B. Pins, Buttons, Kissen, Cosplay-Accessoires und vieles mehr) ausstellten.
In den hinteren Räumlichkeiten des Geländes saßen von Verlagen und Marken unabhängige Händler:innen und Shops. Dazu gehörten unterschiedliche Läden, die über Mangas, Manhwas, K-Pop-Accessoires und -CDs, Figuren, Kuscheltiere, Snacks, Schmuck und Cosplay-Zubehör alles verkauften, was das Herz begehrt.
Natürlich gab es auch einen Außenbereich. Hier konnte man verschiedene Essensstände finden, die japanische Crepes, Bubble Tea, Yakisoba, Teriyaki-Spieße, Ramen, japanische Desserts und Kleinigkeiten wie Gyoza verkauften.
Zudem fand man hier auch den Matsuri-Bereich. Unter Matsuri versteht man allgemein japanische Volksfeste. Auf der Connichi hat es sich durch kleine Stände, an denen man Spiele spielen konnte, Essensmöglichkeiten und Souvenirshops ausgezeichnet. Im Dunkeln sieht das Matsuri durch die Beleuchtung und unzählige Lampions unglaublich schön aus.
Schön anzusehen war auch das Feuerwerk, das jeweils am Freitag und Samstag um 20 Uhr veranstaltet wurde. Für den Preis der Tickets wird einem programmtechnisch neben dem Feuerwerk aber noch sehr viel mehr geboten. Im Obergeschoss befinden sich kleinere Räume, in denen über die Tage verteilt Workshops zu vielen unterschiedlichen Themen stattfinden. Ich selbst habe einen Workshop zu Perückenstyling und Digitalem Zeichnen besucht, aber es gab natürlich noch viele mehr. Auch gab es einen großen Festsaal, in dem Konzerte, der große Cosplay-Wettbewerb und der AMV-Wettbewerb stattfanden. AMV steht hier für Anime Music Video und ist ein Programmpunkt, der sich absolut lohnt, auch wenn er sehr spät (22:00 bis 24:00 Uhr) stattfand. Dabei wurden dem Publikum 20 verschiedene AMVs präsentiert und man konnte über eine App darüber abstimmen, wie gut man die jeweiligen Videos findet.
Im an das Messegelände angrenzenden Park versammeln sich immer viele Cosplayer für Treffen und Fotoshootings. Da habe ich auch ein paar Stunden meines Sonntagnachmittages verbracht. Wobei ich echt froh war, dass die Sonne schien und es etwas wärmer war als am Morgen. Da bin ich mit meinen Sandalen nämlich beinahe erfroren. You know, just the usual fun things to do as a cosplayer. In dem Park erhält man auch die Chance, eventuell sein absolutes Cosplay-Idol zu treffen und ein Foto mit ihnen zu machen (ich spreche überhaupt nicht aus Erfahrung, neeeeiiiin). Für den Park benötigt man auch gar keine Tickets, man kann also tatsächlich auch die Messe sehr preisgünstig genießen und trotzdem sehr viel Spaß haben
Wer sich jetzt denkt: Yes! Nächstes Jahr geht’s auf nach Kassel! – Da gibt es leider schlechtere Nachrichten. Aus bisher nicht ganz bekannten Gründen (zumindest nicht, als ich an diesem Artikel geschrieben habe), wird die Connichi 2023 und auch die darauf folgendenen Veranstaltungen in die hessische Hauptstadt Wiesbaden verlegt. Auch das Datum steht bereits fest: vom 01. bis zum 03. September wird die Connichi stattfinden. Tickets sind bereits auf der Website der Messe zu ergattern. Nach meinem eigenen Tripp nach Kassel kann ich jedoch ein paar Schlüsse für meine nächsten Conventions ziehen:
- 3-Tages-Ticket ist nicht zwingend notwendig (und auch ziemlich teuer), der Großteil der Messe lässt sich auch gut an einem oder zwei Tagen erkunden, je nachdem, wie viel Bühnenprogramm und Workshops man mitnehmen möchte. Das Overall-Feeling hat es dennoch wert gemacht.
- Alternativ könnten auch gar keine Tickets gekauft werden und einfach die Cosplay-Treffs außerhalb des Messegeländes genutzt werden (lohnt sich auch definitiv)
- Messen im Oktober sind kalt, wenn das Cosplay es erlaubt, sollte man sich definitiv warm genug anziehen
- Zugtickets rechtzeitig buchen, um nicht über Nacht fahren und mehrere Stunden mitten im nirgendwo chillen zu müssen
von Vanessa Pohl
Beitragsbild & Bilder im Text: Vanessa Pohl