PCOS, oder das Polyzystische Ovar-Syndrom – schon mal gehört? Wie auch Endometriose erhält diese Krankheit endlich mehr Aufmerksamkeit. Unsere Autorin Elsa erklärt, was es damit auf sich hat.

Vor einigen Wochen hatte ich einen Termin bei einer Frauenärztin. Ich war lange nicht mehr bei einer Frauenärztin. Es hatte sich also einiges aufgestaut, worüber ich mit ihr reden wollte.

Meine Liste sah wie folgt aus:

  • Unregelmäßige Periode mit starken Schmerzen
  • Plötzlicher Haarwuchs an Kinn, Hals und Bauch
  • Starke Gewichtszunahme
  • Starke Stimmungsschwankungen, bis hin zu depressiven Verstimmungen

Kommt dir das vielleicht bekannt vor? Dann solltest du unbedingt weiterlesen, denn es besteht eine Chance, dass du das PCO-Syndrom hast.

Die Frauenärztin hat mir direkt gesagt: Sie haben das PCO-Syndrom. Ihr hormonelles Gleichgewicht ist durcheinander geraten. Sie haben zu viele männliche Hormone, wodurch der Haarwachstum an Kinn, Hals und Bauch zu erklären ist. Sowie die Gewichtszunahme. Und auch die unregelmäßige Periode. Wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt schwanger werden möchten, würde das nur mit sehr viel Hilfe gelingen.

Ich saß erstmal sehr geschockt da, und konnte nur die ganze Zeit auf das Bild hinter ihr starren. Blumen. Dann schaute ich sie wieder an. Sie sagte weiter: Sie müssen fünf Kilo abnehmen. Kein Weißmehl mehr essen, und keine Schokolade. Und regelmäßig Sport machen, am besten zwei bis drei Mal die Woche. Dann verbessern sich die Symptome. Sie schaute mich an. Ich glaube, sie wartete darauf, dass ich meine Fragen stellen würde. Wieso? Warum? Wie funktioniert das? Wie viele FLINTA* haben das?

Danach folgte die normale Vorsorgeuntersuchung.

Die Tage nach dem Termin war ich erstmal ziemlich geschockt, doch dann begann ich zu dem Thema zu recherchieren. Was ist das denn jetzt eigentlich genau? PCOS steht für Polyzystisches Ovarsyndrom. In Deutschland betrifft es ca. 5-10% der geschlechtsreifen FLINTA*, das sind circa eine Million Menschen. Also ganz schön viele.

Die Hormone sind im Ungleichgewicht, es gibt einen Überschuss an männlichen Hormonen und es kann zu Unfruchtbarkeit kommen. Auch die Kopfhaare können ausfallen, während an anderen Körperstellen (unerwünschter) Haarwuchs auftritt. Der Körper entwickelt allgemein mehr „männliche“ Merkmale, und Akne kann hinzukommen. Ebenso sind drei von vier FLINTA* mit dem PCO-Syndrom mehrgewichtig. So viel zu den äußerlichen Merkmalen, die sich verändern (können). Wie sieht es im Inneren des Körpers aus?

In den Eierstöcken sind keine Zysten, wie zunächst der Name des Syndroms vermuten lässt. Sondern unreife Eizellen. Das heißt, es finden unregelmäßig oder gar keine Eisprünge statt. Zudem leiden manche FLINTA* an einer Insulinresistenz. Das bedeutet, dass der Körper nicht mehr auf das Signal des Insulins reagiert, Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Die Folge: der Blutzuckerspiegel steigt, und der Körper produziert wiederum mehr Insulin. Das wiederum erklärt, wieso FLINTA* mit dem PCO-Syndrom ein erhöhtes Risiko haben, am Diabetes Typ 2 zu erkranken. Diese Insulinresistenz ist zudem erklärend für die Gewichtszunahme, außerdem wird dadurch die Produktion von männlichen Hormonen gefördert.

Was kann ich tun?

Meine Frauenärztin hat gesagt, dass ich Gewicht abnehmen soll. Den Zusammenhang habe ich erst nach meiner Recherche verstanden. Die positive Nachricht: Bei einer Reduzierung von 5% des Körpergewichts können die Symptome deutlich gemildert werden. Das Problem ist, dass das Abnehmen für Betroffene des PCO-Syndroms durch die gestörte Hormonkonstellation und die Insulinresistenz deutlich schwerer ist. Wichtig ist hierbei zu betonen, dass es vor allen Dingen wichtig ist, am Bauch abzunehmen, da dann die Zellen wieder besser auf das Insulin reagieren können. Die Folge ist, dass der Blutzuckerspiegel und damit auch die Produktion männlicher Hormone sinken.

Für mich ist es besonders wichtig, dass ich wieder einen regelmäßigen Zyklus habe. Ich möchte gerne wissen, wann ich mich in welchem Abschnitt meines Zyklus befinde, um so auch besser mit meinen Stimmungsschwankungen umgehen zu können, oder zu wissen, wann wie mein Energielevel sein wird. Ich habe meine Ernährung umgestellt, mache zwei bis drei Mal die Woche Sport, und ich versuche mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten. Das ist am Anfang erstmal alles etwas viel gewesen. Für mich war der größte Ansporn, dass dann meine Stimmungsschwankungen und depressiven Phasen gemildert werden. Mittlerweile sind ein paar Monate vergangen und meine Zyklen sind regelmäßig und auch meine Stimmungsschwankungen sind besser geworden.

Bücher die ich mir geholfen haben:

„Die Hormon-Balance-Diät – Mein 7-Schritte-Progamm zum Wohlfühlgewicht“ von Rabea Kieß. Dieses Buch ist besonders geeignet für den Einstieg in das Thema Zyklus und Hormone, und liefert eine Vielzahl an Rezepten (speziell für Hormonstörungen): https://www.buch7.de/produkt/die-hormon-balance-diaet-rabea-kiess/1040590355?ean=9783965841079

„Der natürliche Weg zum harmonischen Zyklus – Das 6-Wochen-Programm für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Gegen Zyklus- und Fruchtbarkeitsstörungen, PMS, Krämpfe, Stimmungsschwankungen“ von Nicole Jardim. Dieses Buch ist nochmal sehr viel ausführlicher und geht auf diverse hormonelle Probleme ein, und auch wie wir den Zyklus besser verstehen können und für uns nutzen können: https://www.buch7.de/produkt/die-hormon-balance-diaet-rabea-kiess/1040590355?ean=9783965841079

Hier findest Du den Link zu einerPCOS-Selbsthilfegruppe: https://www.pcos-selbsthilfe.org/

(am 14.12.2022 ist ein Online-Treffen geplant)

Hier findest Du ein Video, in dem die Basics zu dem PCO-Syndrom erklärt werden: https://www.youtube.com/watch?v=8CBmapreS3I&t=328s

Hier findest Du ein Video, welches den Zusammenhang von Ernährung und PCO-Syndrom erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=wPFdV9bs3-U&t=775s

Liste mit Tipps zu Ernährung und Sport:

  • Drei Mahlzeiten am Tag (im Abstand von 4 bis 5 Stunden)
  • Basis Gemüse und zuckerarmes Obst
  • Ballaststoffreiche Kohlenhydrate: Vollkornnudeln, Vollkornreis, Kartoffeln, Haferflocken
  • Tellerprinzip: 50% Gemüse, 30% Fleisch oder Fisch (bzw. Eiweißlieferanten) und 20% ballaststoffreiche Beilage
  • Süßigkeiten reduzieren, und wenn dann nach einer Hauptmahlzeit zu sich nehmen
  • 2 Liter Wasser/Tee am Tag, vor jeder Mahlzeit ein Glas Wasser
  • Körperliche Aktivität: Täglicher Spaziergang und 2 bis 3 Mal die Woche Sport

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ernaehrung-beim-PCO-Syndrom,pcosyndrom104.html

Hier kommst Du zur ausführlichen Liste mit Tipps zur Ernährung: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/pcosyndromtherapie100.pdf

Hier noch einmal eine ausführliche Liste der Symptome:

https://www.netdoktor.de/krankheiten/pco-syndrom/

von Elsa Krauß

Beitragsbild: pixabay (Bianca Van Dijk)