In den Semesterferien wagte ich mich an eine aufregende Reise: Einmal um England in 20 Tagen.

Dabei schliefen wir in Hostels mit fragwürdigen Zimmergenossen und in zugigen Scheunen mit wunderschöner Aussicht auf die Seenlandschaft des Lake Districts.

 

Den Anfang machte natürlich die Metropole London, die man mit dem Zug durch den Eurotunnel von Brüssel aus in zwei Stunden erreichen kann.

In London selbst stehen einem tausende Möglichkeiten offen, die Stadt zu erkunden. Neben den klassischen Touristenattraktionen sollte man auf jeden Fall ein paar Museen mit freiem Eintritt besuchen, wie das British Museum, das Tate Modern oder das Natural History Museum. Es dauert einige Zeit, bis man das Bussystem hier verinnerlicht hat, besonders schwierig wird es, wenn man öfters die Buslinie wechseln muss. Da kann es schon einmal passieren, dass man plötzlich mitten in einem Vorort von London aus dem Bus geschmissen wird: „Endstation!” Das hilft manchmal jedoch auch, die Stadt erst richtig zu erkunden. Sich zu verlaufen öffnet schließlich neue Wege und kann auch mal Spaß machen.

Der Brighton Pier
Brighton Pier. Foto: Mona Enßlin

An der Südküste Englands fuhren wir nach Brighton und Portsmouth. Beide Städte sind direkt am Meer gelegen und versprühen eher den Flair einer Hafenstadt an der Westküste Frankreichs als den einer englischen Großstadt. In Brighton sind die verwinkelten Gassen und kleinen Shops in der Altstadt nicht zu verfehlen und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Eine britische Mitreisende erzählte uns in  Bristol von der schwierigen finanziellen Situation im Land. Viele ihrer Bekannten könnten es sich kaum leisten, in Bristol zu wohnen. Der Mindestlohn von 6,50 Pfund in der Stunde ist umgerechnet etwas mehr als in Deutschland, er steht jedoch in ungleichem Verhältnis zu den hohen Lebenshaltungskosten. Ein-Pfund-Läden halten sie noch über Wasser, da diese Supermärkte als manche der wenigen ihre Produkte in etwa so billig anbieten wie vergleichsweise deutsche Supermärkte. „Diese Shops haben wirklich einer Menge Menschen geholfen“, meinte sie. Sie selbst wohnt auf dem Land, fährt mit dem Bus einmal in der Woche für drei Tage nach Bristol zum Arbeiten und schläft in der Jugendherberge. „Das ist immer noch billiger für mich, als hier her zu ziehen.“

Das Christ Church College in Oxford
Das Christ Church College in Oxford. Foto: Mona Enßlin

Der nächste Stop war Oxford. Die Universitätsstadt im Herzen Englands ist auf jeden Fall eines der Highlights des Landes. Es gibt drei Gründe, weshalb es Touristen dorthin zieht: Zum einen das idyllische Ambiente einer englischen Bilderbuch-Kleinstadt und die historischen Gebäude aus dem typischen Limestone, aus denen Oxford fast gänzlich zu bestehen scheint. Der zweite Grund ist sicherlich das enorme Prestige der Oxforder Universität und der Hauch von elitärem Flair, das hier jedes Gebäude umgibt. Noch nicht davon überzeugt, nach Oxford zu kommen? Viele Orte wie die Bodleian Library und der Treppenaufgang zur Großen Halle im Christchurch College wurden als Kulisse für die Harry-Potter-Filme verwendet. Die Große Halle im Film wurde maßgeblich von der in Christchurch inspiriert und später in einem Studio in der Nähe Londons nachgebaut.

Erstaunlich ist, dass während der Sommerferien einige Wohnheimzimmer in ehrwürdigen Colleges als Bed & Breakfasts umfunktioniert wurden. So kann man einige Tage hinter den alten Gemäuern der Uni übernachten und diese nach Herzenslust erkunden.

Danach ging es in den Nordwesten in die romantischen Seenlandschaft des Lake Districts, einer der Top Urlaubsorte der Engländer im Sommer. Wanderungen sind hier natürlich ein Muss, man kann die weitläufigen Seen jedoch auch per Kajak erkunden oder eine Bootstour zu kleinen Inseln in der Mitte der Seen unternehmen. Rucksacktouristen können auf eine der preiswertesten Alternative zu Hotel und Jugendherberge umsteigen – die Scheunen, genannt Barns, kosten nur ca. 10 Pfund pro Nacht und sind meistens in wunderschöner Lage mit Blick auf die Gebirge und Seen der Umgebung.

Allerdings sollte man hier nicht zu viel Komfort erwarten: Eine durchgesessene Matratze und eine Dusche mit Münzeinwurf sind hier der Standard.

Manchmal aber will man ja auch genau das. Denn was wäre die perfekt durchgeplante Pauschalreise mit all inclusive, wenn man nie über den Zaun der Hotelanlage blickt und die Menschen dahinter kennen lernt?

Der legendäre Roman von Jules Verne „In 80 Tagen um die Welt” ist genau deswegen heutzutage noch immer faszinierend. Längst kann man die Welt in weitaus weniger Tagen umrunden – mit der Concorde in unter 32 Stunden – dennoch geht es letztlich um die Reise an sich. Denn der Weg ist eben doch das Ziel.

 

von Mona Enßlin