Faulheit siegt bekanntlich, und manchmal kommt sogar etwas Sinnvolles dabei heraus.

In einer studentischen 4er-WG fällt nicht nur prüfungsphasenweiser akademischer Bullshit an, auch die tägliche Notdurft muss verrichtet werden. Es herrscht also ein hoher Bedarf an Klopapier-Nachschub. Dies kann bei vier mehr oder minder finanz- und gedächtnisbemittelten Personen durchaus zu einer wortwörtlich notdürftigen Ausstattung führen.

Foto: Melina Hofmann

Um der viel zu hochfrequenten Klorollen-Fluktuation und dem einhergehenden Aufräumen der Rest-Rollen etwas entgegenzusetzen, etablierte sich der Brauch, mehrere leere Rollen möglichst schmal zu falten und platzsparend in einem anderen verbrauchten Einzel-Exemplar zu verstauen.
Diese Tradition wird liebevoll gepflegt – im Idealfall bis hin zum Bau einer Klorollen-Pyramide, mindestens aber bis der Platz auf der Ausstellungsfläche (Heizkörper) vollends ausgenutzt wurde. Sodann kommt einer/m der Mitbewohner*innen die ehrenvolle Aufgabe zu, die Rollen zur Papiertonne zu Grabe zu tragen. Anschließend beginnt der Zyklus von vorn.
Ein solcher Zyklus dauert schätzungsweise 3-4 Monate und produziert einen Output von 5 leeren Rollen nach dem Matrjoschka-Prinzip; sie enthalten also zahlreiche andere leere Rest-Rollen.

Foto: Melina Hofmann

Nachforschungen ergaben eine durchschnittliche Anzahl von 7 Innen-Rollen.

 

Von Melina Hofmann