Unsere Autorin Constanze hat reflektiert, welche Wege sie in ihrem Leben bisher gegangen ist und hat sie hier in ein wunderschönes Stück Poesie verpackt.

Foto: Constanze Zilke

 

An der Bergstraße.

Geboren im Zweierpack, ein Sechser im Lotto

Kurze Wege, lange Nachmittage

Tanzen, Turnen, Klavier und Kunst

Alles was das Kinderherz begehrt, ganz nah bei mir

Frei, fröhlich, friedlich und verknallt in die Welt

 

Auf dem Land.

Naturpur und Omas Tomatensuppe jeden Tag

Eigenes Blumenbeet, gemeinsame Busfahrten

Telefonieren, Chatten, Schreiben und Zuhören

Alles, was das Teenieherz begehrt, weit weg von mir

Selbstständig, spontan, sorgfältig und sicher in der Welt

 

Mal Hier, mal Da.

Freizeiten, Urlaub, Partys, späte Abende

erster Freund, letzte Begegnungen

Dichten, Denken, Badminton und Fragen stellen.

Alles, was das Jugendherz begehrt, direkt vor mir.

Unverblümt, unsicher und unangepasst an der Welt.

 

Weiter weg.

Tiefergehen und Gebete jede Nacht

Kurz mal weg, lange Freundschaften schließen

Ausprobieren, Autofahren, Alles geben, Alles leben

Alles, was ich gerade brauche, hier und jetzt bei mir

Neugierig, naturtalentiert, nieschenverliebt und nicht von dieser Welt.

 

Ganz weit weg.

Mit Händen kommunizieren und im Dunkeln tappen

Komfortzone verlassen, Geschichtenschreiber begrüßen

Fotografieren, Zeichnen, Lachen und inspiriert sein

Alles, was mein Herz braucht, direkt in mir.

Wissbegierig, wertesicher, wanderfreund und wunschlosglücklich auf der Welt.

 

Im WG-Zimmer.

Die Großstadt vor der Tür und Prokrastination im Kopf

schöne Begegnungen, schleichende Jahre

Träume, Termine, Tanzen und offen sein

Alles was mein Studentenherz braucht, irgendwo da draußen

Gespannt, gutmütig, geduldig und ganz und gar in der Welt.

 

Überall Daheim, überall Dazugelernt, überall Durchgehalten.

Das ist meine Identität der Umstände.

 

Dieses Gedicht entstand aus der Überlegung, welche Wege ich im Leben lief und wie die verschiedenen Umstände meine Identität prägten. Vielleicht inspiriert es Dich, das gleiche zu tun. Wo und mit welchen Menschen wir sind, hat Einfluss auf das, wie wir sind.

 

von Constanze Zilke