Ich hatte vor 2 Tagen das Bedürfnis Joggen zu gehen. Und dann bin ich tatsächlich joggen gegangen. Und heute direkt nochmal.

 

Und währenddessen habe ich 2 Dinge festgestellt:

a) Spätestens jetzt kann mir niemand mehr erzählen, dass Corona keine Langzeitfolgen hat.
b) Menschen verändern sich. Ich würde jetzt nicht sagen, dass der Fakt, dass ich nicht Joggen gehe, meine gesamte Identität war. Aber ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich vor Corona eher drauf gewettet hätte, dass ich Teil der Flat-Earth-Conspiracy werde als dass ich mal freiwillig joggen gehe.

Wenn wir jemanden wiedersehen, den wir seit einem Jahr nicht mehr getroffen haben, dann gehen wir trotzdem davon aus, dass dieselbe Person vor uns steht und dass unsere Annahmen über diese Person immer noch zutreffen. Wenn ich ehrlich bin sind aber viele Aussagen, die ich über mich vor einem Jahr getroffen habe, inzwischen ziemlich obsolet.

Das ist ein stückweit dem Fakt geschuldet, dass ich inzwischen seit einem Jahr zuhause bin und es nicht gesund sein kann so viel Zeit mit sich selbst zu verbringen. Aber es ist auch dadurch bedingt, dass es vollkommen natürlich ist, dass Teile unserer „Identität“ sich ändern.

Wenn wir darüber nachdenken, wer wir sind, haben wir häufig den Anspruch, dass alle Eigenschaften überdauernd sein müssen, dass sie uns grundlegend ausmachen müssen. Und es gibt sicherlich einige Dinge, die uns ein ganzes Leben lang ausmachen werden, aber es gibt auch viele Eigenschaften, die sich über die Jahre verändern, evolvieren oder sich sogar ins Gegenteil kehren.

Ich meine — alle unsere Zellen werden innerhalb von 7 Jahren ausgewechselt, warum sollten wir nicht das Gleiche machen dürfen? Häufig beanspruchen Personen, die uns schon lange kennen, dass wir immer noch die gleichen sind wie früher: „das bist nicht du“, „so hättest du früher nie gehandelt“.

Abgesehen davon, dass solche Aussagen häufig damit zusammenhängen, dass man früher keine gesunden Grenzen gezogen hat und die Personen nun beleidigt sind, weil sie einen nicht mehr ausnützen können, ist es auch eine völlig unrealistische Forderung. Ich bin der festen Überzeugung, dass Teil unserer Identität ist, dass sie veränderlich ist. Es ist ein Zeichen von Wachstum und Weiterentwicklung, dass wir nicht an alten Verhaltensmustern hängen bleiben, sondern neue Erfahrungen machen und uns dadurch verändern.

Wenn ihr nicht glücklich seid, dann lasst euch nicht davon abhalten etwas zu verändern. Es ist euer Leben und wer ihr seid, bzw. was ihr nicht seid, ist eure Entscheidung!

 

Von Celina Eichhorn

 

Beitragsbild: Gemilang Sinuyudhan auf unsplash